Ein kurzes Durchschnaufen, mehr war das Wetterfenster am Freitag nicht. Für das Wochenende sagen Meteorologen bereits die nächsten ergiebigen Schneefälle begleitet von Sturm in Orkanstärke voraus.

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Innsbruck/Salzburg – Es ist die trügerische Ruhe vor dem nächsten Schneesturm. Zwar zeigte sich am Freitag nach über einer Woche erstmals wieder die Sonne in den von Schneefällen besonders betroffenen Gebieten in den Nordstaulagen. Doch mit einer Entspannung der Gefahrenlage sei nicht vor Mitte nächster Woche zu rechnen, warnen Experten. Denn schon am Sonntag trifft die nächste Wetterfront auf die Alpen und bringt von Westen her erneut bis zu einem Meter Neuschnee.

In der Region um Innsbruck hat sich am Freitag ein erstes Sonnenfenster aufgetan.
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Die Meteorologen prognostizieren beispielsweise in den Salzburger Nordstaulagen einen Schneezuwachs von etwa einem Dreiviertelmeter. Und das bei Orkan: Bernhard Niedermoser, Leiter der Salzburger Wetterdienststelle, rechnet mit Windgeschwindigkeiten am Berg zwischen 120 und 140 Stundenkilometern; im Tal werde der Wind teilweise immer noch mit 80 Stundenkilometern durchgreifen. Niedermoser: "Sonntag auf Montag wird es heftig."

Alle Hubschrauber in der Luft

Am Freitag war aber vorerst einmal Beruhigung angesagt: Die Einsatzkräfte nutzten das Wetterfenster, um Erkundungsflüge durchzuführen. Allein in Tirol waren sechs Hubschrauber für die Lawinenkommissionen unterwegs. Auch in Salzburg hieß es: "Alle verfügbaren Hubschrauber sind in der Luft." Insgesamt zwölf Maschinen waren im Einsatz.

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Erstes Ergebnis der Sichtungsflüge: Die Lage auf der Innsbrucker Nordkette bleibt prekär. Nach zwei Probesprengungen entschied man, abzuwarten, bis sich die Schneedecke setzt. Zu groß ist die Gefahr, dass Ausläufer großer Staublawinen bewohntes Gebiet erreichen. In den Stadtvierteln Hungerburg, Mühlau und Arzl wurden in der Nacht auf Freitag 280 Anwohner persönlich informiert, Aufenthalte im Freien auf ein Mindestmaß zu reduzieren und Rollläden sowie Fenster geschlossen zu halten.

Lawine verschüttet Tauernautobahn

Trotz der Schneemassen seien die Lawinenverbauungen aber noch nicht voll, bestätigte Ivo Schreiner von der Wildbach- und Lawinenverbauung Tirol: "Auch die für das Wochenende prognostizierten Schneefälle können von den Verbauungen noch aufgenommen werden."

In der Obersteiermark konnten am Freitag mehrere eingeschlossene Ortschaften auf dem Land- oder Luftweg wieder erreicht werden. Die Straße nach Hohentauern war ab Mittag wieder geöffnet. Doch die Einsatzkräfte warnen davor, die Schneefallpause als Entspannung misszuverstehen. Die Straßensperren seien weiter unbedingt einzuhalten. Wie gefährlich die Situation nach wie vor ist, zeigte sich am Freitagvormittag im Gesäuse. Dort verschüttete eine große Lawine die Bundestrasse in einem bereits abgesperrten Bereich. In Salzburg musste die Tauernautobahn nach dem Abgang kleinerer Lawinen im Bereich des Passes Lueg kurz gesperrt werden.

Rudolfshütte evakuiert

In Oberösterreich konnte ein Hubschrauber des Bundesheeres das Wetterfenster dazu nutzen, 66 deutsche Schüler, die seit fast einer Woche in einer Hütte am Kasberg eingeschneit waren, ins Tal zu fliegen. Die Jugendlichen hatten sich die Wartezeit mit Brettspielen vertrieben. Auch die Rudolfshütte im Salzburger Pinzgau wurde evakuiert. Die rund 300 verbliebenen Gäste wurden ins Tal geleitet. Das hochalpin gelegene Hotel bleibt indes bis auf weiteres geschlossen. (Steffen Arora, Thomas Neuhold, 12.1.2019)