Der Goldwert wird steigen, meint die US-Investmentbank Goldman Sachs.

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Beinahe acht Jahre liegt das Ende der letzten langen Aufwärtsphase zurück, als eine Unze des Edelmetalls in der Spitze mehr als 1900 US-Dollar kostete. Der Aufwärtstrend war damit nicht nur gestoppt, sondern wurde etwas später sogar umgekehrt – nicht zuletzt durch eine negative Prognose der US-Investmentbank Goldman Sachs, die den Goldpreis auf Talfahrt schickte. Danach folgte eine mehrjährige Seitwärtsphase für das Edelmetall.

Just Goldman Sachs schickt sich nun an, Gold aus diesem Dornröschenschlaf wachzuküssen – und zwar mit einer positiven Preisprognose. Denn aus Sicht des Analysten Jeffrey Currie hat nach schwachen ökonomischen Daten im Dezember die Risikoneigung der Investoren massiv nachgelassen und Sorgen über das künftige Wachstum aufkeimen lassen. "Gold wird künftig hauptsächlich von einer wachsenden Nachfrage nach defensiven Anlagen unterstützt", folgert der Goldman-Experte. "Dasselbe gilt auch für Notenbanken. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen schaffen für immer mehr Notenbanken einen Anreiz, wieder an den Goldmarkt zurückzukehren."

Kurs zum sicheren Hafen

Bereits Ende des Vorjahrs sorgten diese Faktoren für einen merklichen Preisaufschwung. Ausgehend von dem Jahrestief im August legte das Edelmetall bereits rund zehn Prozent auf derzeit 1292 US-Dollar zu, während die Aktienmärkte geradezu unter die Räder kamen. Das ist Currie zufolge jedoch erst der Anfang, im Verlauf der nächsten zwölf Monate prognostiziert er einen Anstieg auf 1425 Dollar, was einem Kurspotenzial von weiteren rund zehn Prozent entspricht.

Aber ist Gold tatsächlich jener sichere Hafen, in dem die Schiffe der Investoren Krisenzeiten unbeschadet überstehen können? Zumindest teilweise, denn das Edelmetall entfaltet seine volle Strahlkraft in Phasen niedrigen Wachstums bei erhöhter Inflation, auch als Stagflation bezeichnet, wie in den 1970er-Jahren. Die damaligen zwei Ölpreisschocks sorgten für eine Phase der Stagflation, in der Gold von Hoch zu hoch eilte. Keinen bis sogar negativen Ertrag spielte das Edelmetall ein, als in Folge der Finanzkrise die Inflation in den USA und Europa ins negative Terrain zu rutschen drohte bzw. dies zeitweise sogar tat.

Goldbergbauindustrie ist positiv gestimmt

An diesem Punkt knüpft das World Gold Council an, auch die Lobby-Organisation der Goldbergbauindustrie gibt einen positiven Jahresausblick. Zwar sank die US-Inflation im Dezember auf 1,9 Prozent im Jahresabstand im Dezember, allerdings könnte der schwelende Handelsstreit zwischen den USA und China dem Council zufolge die Teuerung wieder anheizen. Die Tendenz zu Protektionismus werde als Gegenbewegung zur Globalisierung auch deren inflationsdämpfenden Effekt umkehren – entweder durch höhere Arbeits- und Produktionskosten oder durch gestiegene Einfuhrzölle. Auch das Wirtschaftswachstum sollte auf lange Sicht durch protektionistische Maßnahmen negativ betroffen sein.

Diesem für Gold positiven Szenario steht laut Council jedoch das Risiko steigender US-Zinsen und eines harten Dollars gegenüber, was sich eher dämpfend auf die Preisentwicklung auswirken sollte. Tendenziell neigt das Edelmetall dazu, sich gegensätzlich zu der US-Währung zu entwickeln. Sprich, steigt der Dollar, fällt Gold und vice versa.

Zinspause der Fed

Goldman-Analyst Currie entkräftet die Befürchtung höherer Zinsen mit der Erwartung eines weniger aggressiven Vorgehens der US-Notenbank Fed. Er verweist auf die Ankündigung von Fed-Chef Jerome Powell, dass die Notenbank bei künftigen Zinsschritten geduldiger und abgestimmt mit den Signalen von den Finanzmärkten vorgehen werde. Diese Zinspause sieht Currie als gute Gelegenheit für einen Preisanstieg bei Gold. (Alexander Hahn, 12.1.2019)