2015 war Battisti noch von Brasilien geschützt und auf freiem Fuß.

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Cesare Battisti wusste, dass sich mit der Wahl von Jair Bolsonaro zum brasilianischen Präsidenten das Blatt wenden würde: Der Ultrarechte hatte im Wahlkampf geschworen, den italienischen Exterroristen auszuliefern. Dem kam aber Michel Temer, per Jahresende 2018 aus dem Amt scheidender Staatspräsident, zuvor: Er unterzeichnete einen Auslieferungsbefehl gegen den 63-Jährigen, der zu Hause wegen vierfachen Mordes gesucht wird. Ein Bericht des Senders Globo über die Festnahme des Italieners erwies sich aber als Falschmeldung: Von Battisti fehlte jede Spur.

Und so erhielt die Saga vom Schulabbrecher aus dem Arbeiter- und Bauernmilieu, der in Italien entweder als Untergrundkämpfer verehrt oder als Terrorist verdammt wird, ein neues Kapitel.

Battisti war in den 1970er-Jahren Mitglied der linksextremen "Bewaffneten Proletarier für den Kommunismus" (PAC) und bestreitet die ihm zur Last gelegten Morde – allenfalls trage er dafür "politische Verantwortung". 1981 brach Battisti aus einem italienischen Gefängnis aus und floh nach Frankreich, wo ihn ein Erlass von Präsident François Mitterrand schützte. Begründung: Italienische "Aktivisten" könnten in ihrer Heimat keinesfalls mit einem fairen Prozess rechnen.

Im französischen Asyl wurde Battisti zum gefeierten Krimiautor und zählte viele linke Künstler und Intellektuelle zu seinen Fans. Unterstützt wurde er von der Sängerin Carla Bruni (der späteren Madame Sarkozy) sowie vom Philosophen Bernard-Henri Lévy.

Nach Brasilien abgesetzt

Doch 2004 wurde ein Auslieferungsbegehren gutgeheißen, und Battisti setzte sich nach Brasilien ab. Dort galt er für den Justizminister als politischer Flüchtling. Dennoch wurde er 2007 verhaftet – aber nicht ausgeliefert. In einer seiner letzten Amtshandlungen als Staatspräsident verfügte Lula da Silva, dass Battisti 2011 freizulassen sei und ein brasilianisches Visum auf Lebenszeit zu erhalten habe.

Das blieb auch unter Dilma Rousseff und Michel Temer so. 2015 heiratete er seine langjährige brasilianische Lebensgefährtin Joice Lima. Zwar wurde der Schriftsteller im Zusammenhang mit neuen Auslieferungsbegehren mehrmals festgenommen, aber stets nach wenigen Tagen wieder freigelassen.

Nun beginnt in Battistis Leben ein neues Kapitel: Der 64-Jährige wurde in der Nacht auf Sonntag in Bolivien von der Polizei gefasst. Battisti werde in Kürze nach Brasilien überstellt und von dort aus vermutlich an Italien ausgeliefert. (Gianluca Wallisch, 13.1.2019)