Aus dem früheren "Lokal VI", dem Budgetsaal, wird nach der Generalsanierung der Bundesratssitzungsaal. Im Bild sieht man den abgetragenen Boden und die Marmorwände und -säulen, die erhalten werden (müssen).

Foto: Matthias Cremer

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) ist quasi oberster Bauherr der Republik.

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Bei den Umbauarbeiten stieß man zum Beispiel auch auf asbesthaltigen Fliesenkleber aus den 1970ern, der sachgerecht und entsprechend teuer entfernt und entsorgt werden musste.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Oberster Bauherr der Republik und Handelsreisender in Sachen Demokratie: Das werden auch 2019 zwei der Hauptrollen von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sein.

Die Generalsanierung des Hohen Hauses prägt buchstäblich auch das pragmatische präsidiale Büro im Containerausweichquartier des Parlaments. Vier Baupläne – je einer für Unter-, Erd-, erstes und Dachgeschoß – sind an die Fenster geklebt und verdecken die Sicht auf den Burggarten. Dort lässt sich gut illustrieren, welche der in die Planungen integrierten "Abwurfpakete" im Laufe der Bauarbeiten bereits "abgeworfen", also verworfen, wurden, um das gesetzlich vorgegebene Finanzkorsett nicht zu sprengen.

Verzicht auf Lifte und Büros

So wurde etwa die Zahl der Lifte reduziert, dafür werden die, die eingebaut werden, größer dimensioniert. Im Dachgeschoß über dem historischen Bundesversammlungssaal wäre die Möglichkeit für weitere Büroräume gewesen – bei einem sehr hohen Errichtungspreis von bis zu 14.000 Euro pro Quadratmeter werde man auf diese zusätzliche Bürofläche jedoch vorerst auf jeden Fall verzichten, sagte Sobotka bei einem Hintergrundgespräch.

Zu den ungeplanten, kostentreibenden Überraschungen gehört zum Beispiel die Entdeckung von Schadstoffen, etwa asbesthaltigen Fliesenklebern, die in den 1970er-Jahren verwendet wurden und nun abgebaut und entsorgt werden mussten. Erschwert realisieren lässt sich auch der Plan, Leitungen in den Fußboden zu verlegen, weil dieser teilweise zu niedrig ist. Die naheliegende Ausweichroute über die Wand funktioniert nicht, weil sich dort hochwertige, historische und denkmalgeschützte Oberflächen, etwa aus Marmor, befinden.

Acht- bis zehnmonatige Verspätung

Für diese während des Baubetriebs entdeckten Details musste in der Planung und dann unter Beiziehung aller betroffenen Handwerksprofessionen eine dem historischen Gebäude entsprechende Lösung gefunden werden: "Das alles hat planerische, finanzielle und die Bauzeit betreffende Folgen." Dennoch betont Sobotka: "Wir liegen im Bauzeitplan – mit acht- bis zehnmonatiger Verspätung."

Vom STANDARD gefragt, ob die vom Nationalrat beschlossene Obergrenze von 352 Millionen Euro halten wird, ist Sobotka überzeugt: "Die wird halten."

Demokratie auf Ländertour

Halten wird auf jeden Fall auch der erste Ländertermin für die Demokratiewerkstatt des Parlaments. Sie wird am 31. Jänner in Linz (und danach in allen anderen Bundesländern) gastieren und dort Kindern und Jugendlichen Demokratie, die parlamentarische Arbeit und politische Partizipation in Workshops näherbringen.

Sobotka ist auch mit einer Reihe von ausländischen Parlamenten im Gespräch, die die Demokratiewerkstatt übernehmen möchten, darunter Montenegro und der Kosovo, interessiert sind auch Serbien, Albanien und Mazedonien. (Lisa Nimmervoll, 13.1.2019)