Kein Fan von #Nazisraus: Matthias Döpfner.

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Berlin – Der Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und Vorstandschef von der Axel Springer SE, Mathias Döpfner, hat Aufrufe auf Twitter mit dem Hashtag #Nazisraus kritisiert. Er finde den Grundgedanken richtig. "Aber das, was jetzt viele im Netz damit meinen, und die Haltung, die dem zugrunde liegt, finde ich höchst problematisch", sagte Döpfner.

Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung sei immer falsch. "Wer das verharmlost oder dafür Verständnis weckt, verlässt den rechtsstaatlichen Raum."

Unfähigkeit, AfD zu entzaubern

Wenn #Nazisraus in Richtung AfD geäußert werde, sei der Hashtag ein Zeichen für die zunehmende Unfähigkeit, durch gute Argumente eine Partei zu entzaubern, die außer Zorn und Ressentiment nicht viel zu bieten habe, sagte Döpfner. Durch solche Aktionen kristallisiere sich ein zunehmend intolerantes Meinungsklima und eine intellektuelle Unfähigkeit heraus, mit anderen Meinungen sowie unterschiedlichen Auffassungen weltoffen und zivilisiert umzugehen.

Es sei traurig, wenn sich ausgerechnet Journalisten so eine Haltung zu eigen machten und obendrein den Nationalsozialismus verharmlosten, damit den Holocaust minimierten und ahistorisch kontextualisierten, so Döpfner.

Privates Twittern "absurd"

Eine ZDF-Reporterin hatte zum Neujahrstag mit einer Kurznachricht auf Twitter erst einen Shitstorm und dann einen Sturm der Solidarität ausgelöst. Auf die Frage "Wer ist denn für Sie ein Nazi?" hatte sie ironisch geantwortet: "Jede/r, der/die nicht die Grünen wählt." Daraufhin wurde sie mit Hassnachrichten und Beleidigungen überschüttet, das wiederum löste viel Solidarität auf Twitter aus.

Er habe ohnehin Zweifel, ob sich Journalisten mit persönlichen Meinungen auf Twitter oder Facebook äußern sollten, meint Döpfner. "Die Idee, dass der Vertreter einer Medienmarke rein privat twittern oder auf Facebook posten kann, ist absurd." Kein Mensch könne das unterscheiden. "Ein Chefredakteur oder Redakteur ist dort keine private Person." Journalisten hätten eine gute Plattform, um sich auszudrücken: ihr Medium. (red, APA, 14.1.2018)