Windows 7 (links im Bild) soll endgültig durch Windows 10 abgelöst werden.

Als Microsoft im April 2014 endgültig den Support für Windows XP beendete, sorgte dies für einige Kritik an dem Unternehmen. Angesicht jener rund 30 Prozent Marktanteil, die XP zu diesem Zeitpunkt noch hatte, sei ein solcher Schritt geradezu verantwortungslos. Bedeutet ein Supportende doch auch, dass selbst kritische Sicherheitslücken nicht mehr geschlossen werden. Nun droht sich dieses Spiel zu wiederholen.

Aus und vorbei

In exakt einem Jahr läuft der Support für Windows 7 aus: Mit Stichtag 14. Jänner 2020 ist endgültig Schluss mit Updates für die erstmals im Juli 2009 veröffentlichte Betriebssystemversion. Und potentiell könnten davon ähnlich viele Nutzer wie einst bei XP betroffen sein – wenn nicht sogar noch mehr. Aktuell liegt Windows 7 bei einem Marktanteil von 36,9 Prozent, zum Vergleich: Windows XP lag rund ein Jahr vor dem Supportende noch bei 38,7 Prozent. Damit hat Windows 7 übrigens gerade erst die Position als am meisten genutzte Windows-Version abgegeben.

Was aktuell aber noch verschärfend hinzukommt: Während Windows XP zum damaligen Zeitpunkt hoffnungslos veraltet war und auch primär auf entsprechender Hardware zum Einsatz kam, sieht die Situation bei Windows 7 etwas anders aus. Viele Windows 7-User sind mit dem Betriebssystem hochzufrieden und wollen schlicht nicht auf eine neuere Version wechseln. Den direkten Nachfolger Windows 8 haben ohnehin die meisten ausgelassen, aber auch Windows 10 ist längst nicht bei allen populär. Viele Nutzer wollen sich nicht mit den dauernden Updates sowie der zunehmenden Datensammlung und Werbung durch Microsoft abfinden.

Leichtes Spiel für Angreifer

So verständlich diese Position ist, mit dem Supportende wird sie auch hochgradig problematisch. Werden doch derzeit noch immer jedes Jahr dutzende kritische Sicherheitslücken in Windows 7 gefunden. Das bedeutet, dass Rechner mit Microsofts altem Betriebssystem schon bald eine leichtes Ziel für Angreifer werden. Wer danach weiterhin mit Windows 7 unterwegs ist, gefährdet also die Sicherheit der eigenen Daten massiv.

Ein oft vorgebrachtes Argument gegen dieses Bedrohungsszenario ist, dass man selbst dieser Gefährdung gegenwirken kann. Etwa indem man einen anderen Browser nutzt oder auch Antivirensoftware und eine Firewall zum Einsatz bringt. Das stimmt aber nur begrenzt. Natürlich ist das Risiko eines erfolgreichen Angriffs deutlich geringer wenn man etwa Firefox oder Chrome statt des Internet Explorers einsetzt – immerhin endet dessen Support zum selben Stichtag. Gleichzeitig nutzt aber jede Drittsoftware auch zentrale Windows-Bibliotheken. Werden nun in diesen Komponenten Sicherheitslücken bekannt, erleichtert dies auch Angriffe gegen darauf basierende Programme. Entsprechend gilt es auch abzuwarten, wie lange Firmen wie Google oder Mozilla den Support für Windows 7 aufrecht erhalten, wird das Betriebssystem doch damit nach und nach zu einem immer größeren Sicherheitsproblem für die eigene Software.

Unternehmen können zukaufen

Eine Ausnahme vom Supportende gibt es übrigens dann doch: Unternehmen können auch nach dem Jänner 2020 Updates erhalten – falls sie bereit sind, dafür zu zahlen. Für Privatnutzer steht diese Option hingegen nicht zur Verfügung. Und natürlich wird hier Microsoft nach und nach die Preise immer weiter erhöhen, um zu verhindern, dass Windows 7 im Unternehmensumfeld zum Dauerprovisorium wird.

Bliebe noch die Variante, dass sich Microsoft angesichts der starken Verbreitung von Windows 7 doch noch umbesinnt, und den Support ausdehnt. Bisher gibt es aber keinerlei Hinweise in diese Richtung, vor allem aber spricht aus einer strategischen Sicht für den Softwarehersteller einiges dagegen. Einerseits will man mittelfristig alle Nutzer auf Windows 10 und das System der laufenden Updates umstellen, da sich damit der Wartungsaufwand deutlich reduziert. Zudem ist das Interesse Microsofts am Desktopbereich über die Jahre generell zurückgegangen. Der aktuelle Fokus des Unternehmens liegt vor allem auf dem Cloud-Bereich. Ewig Altlasten mitzuschleppen wäre da kontraproduktiv.

Vorbereiten

Für Windows-7-Nutzer heißt es insofern, sich langsam auf die neue Realität einzustellen. Wer seinen Rechner halbwegs sicher halten will, sollte sich also in den kommenden Monaten ernsthafte Gedanken über einen Wechsel auf ein anderes System machen. Das könnte etwa Windows 10 sein – oder gleich der Umstieg auf ein anderes Desktop-System wie macOS oder Linux. Gerade letzteres bietet sich an, wenn man ältere Hardware weiter nutzen will, die mit Windows 10 nicht mehr zusammenarbeitet. (Andreas Proschofsky, 14.1.2019)