New York – Der US-amerikanische Nobelpreisträger und Mitentdecker der DNA-Doppelhelix, James Watson, hat wegen rassistischer Äußerungen die Ehrentitel seiner langjährigen akademischen Wirkungsstätte verloren. Das auf Long Island bei New York ansässige Cold Spring Harbor Laboratory (CSHL) teilte mit, dass dem 90-Jährigen der Titel des Ehrentreuhänders und ein Professorentitel aberkannt wurden. Die Stellung als Kanzler am CSHL, eine der weltweit renommiertesten Forschungseinrichtungen im Bereich der Genetik und Molekularbiologie, hatte Watson nach rassistischen Bemerkungen bereits 2007 verloren.

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James Watson auf einem Archivbild aus dem Jahr 2015.
Foto: AP/Ivan Sekretarev

Wissenschaftlich unhaltbar

Die Forschungsinstitution wies Watsons jüngste Bemerkungen zu Ethnien und Genetik als "verwerflich" und "wissenschaftlich nicht haltbar" zurück. In einer TV-Dokumentation des Senders PBS hatte Watson Anfang Jänner Bemerkungen aus dem Jahr 2007 wiederholt, wonach Schwarze genetisch bedingt weniger intelligent seien als Weiße.

Das hatte ihn damals seinen Posten als Kanzler gekostet, die Leitung des CSHL entband ihn seinerzeit auch von allen weiteren administrativen Aufgaben. Seine jüngsten Bemerkungen konterkarierten nun seine damalige schriftliche Entschuldigung, teilte CSHL mit. Deshalb habe ihm das Forschungsinstitut nun auch die Ehrentitel aberkannt.

Aussagen bekräftigt

In einem Interview mit der "Sunday Times" hatte Watson 2007 gesagt, er halte die Aussichten Afrikas für düster, denn "unsere Sozialpolitik basiert auf der Annahme, dass ihre Intelligenz die gleiche ist wie unsere, während alle Tests sagen: nicht wirklich". Damals sagte Watson auch, er wünschte, Schwarze und Weiße wären gleich, "aber Menschen, die mit schwarzen Mitarbeitern zu tun haben, wissen, dass das nicht stimmt". Nach einer Welle der Entrüstung hatte sich Watson entschuldigt. Doch nun bekräftigte er seine damaligen Aussagen allerdings erneut.

Seine Ansichten hätten sich nicht verändert, sagte er zu PBS: "Ich würde wollen, dass sie sich geändert hätten, dass es neues Wissen gibt, das besagt, dass die Förderung wichtiger ist als die Natur. Aber ich habe nichts davon gesehen. Bei IQ-Tests besteht im Durchschnitt ein Unterschied zwischen Schwarzen und Weißen. Ich würde sagen, der Unterschied ist genetisch."

Vorschau auf die PBS-Dokumentation über Watson.
PBS

Watson gilt als einer der Entdecker der Molekularstruktur der Desoxyribonukleinsäure (DNA), der Trägerin der Erbinformationen von Lebewesen. 1962 erhielt er zusammen mit Francis Crick und Maurice Wilkins den Nobelpreis für Medizin. Nach Angaben seiner Familie befindet sich Watson, der im April 91 wird, nach einem Autounfall in einem Pflegeheim und ist nicht in der Lage, eine Stellungnahmen abzugeben, berichtete die "New York Times".

Genetiker gegen Missinterpretationen

Der zunehmende Missbrauch genetischer Erkenntnisse für rassistische Zwecke veranlasste erst im vergangenen Oktober Forscher bei der Jahrestagung der US-Fachgesellschaft der Humangenetiker in San Diego zu einer gemeinsamen Erklärung gegen alle Versuche, "Genetik mit rassischer Überlegenheit in Verbindung zu bringen". Rasse sei ein soziales Konstrukt, heißt es in der Stellungnahme, die im "American Journal of Human Genetics" veröffentlicht wurde.

Zwar würden die genetischen Merkmale einer Person ihr Aussehen beeinflussen, so die Genetiker. Dennoch sei etwa "schwarz" ein sozial definierter Begriff, da sich viele US-Amerikaner so bezeichnen würden, deren Vorfahren mehrheitlich Europäer sind. Zudem sei der von den Rassisten verwendete Begriff der "Rassenreinheit" wissenschaftlich unsinnig, da es in der Geschichte ständig Migration und Vermischung gegeben habe. (dare, APA, 14.1.2019)