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Auf der Welt wird das Leben für viele besser.

Foto: reuters / hartmann

Krieg im Yemen, Brexit-Chaos, Klimakrise, Trump im Weißen Haus, russische Hacker, Syrien kommt nicht zur Ruhe, Hungersnöte: Wer regelmäßig Zeitung liest könnte der Meinung sein, 2018 war wieder einmal ein Jahr zum Vergessen und die Welt, die steht nicht mehr lange.

Zugegeben, nicht alles ist ganz rund gelaufen, aber wenn wir einmal einen Schritt zurückmachen zeigt sich: 2018 war ein verdammt gutes Jahr. Vielleicht sogar das beste, das die Menschheit je gesehen hat. Sie glauben mir nicht?

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Im Vorjahr haben im Schnitt heruntergerechnet auf jeden einzelnen Tag über 305.000 Menschen täglich erstmals in ihrem Leben Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. Das hat der Oxford-Ökonom Max Roser ausgerechnet.

Das heißt, statistisch hatten bereits am ersten Tag des Jahres 2018 305.000 Menschen erstmals Zugang zu sauberem Wasser, am 2. Jänner noch einmal 305.000, usw.; nach einer Woche waren es über zwei Millionen Menschen zusätzlich, die dadurch weniger anfällig für Krankheiten wurden. Und das ging das ganze Jahr lang so weiter!

Der Anteil der Weltbevölkerung mit Zugang zu Trinkwasser steigt seit langem stark an und ist so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Die aktuellsten gesicherten Daten sind aus 2015: Damals hatten 91 Prozent der Menschen der Welt Zugang zu sauberem Wasser. Als ich geboren wurde, 1990, waren es nur 76 Prozent.

Das sind nicht nur irgendwelche Zahlen, sondern heißt, dass ganz konkret das Leben von hunderten Millionen Menschen überall auf der Welt besser geworden ist. Auch im Afrika südlich der Sahara, der weltweit ärmsten Region, steigt der Wert stark an.

Roser hat ausgerechnet, dass im Vorjahr im Schnitt pro Tag etwa 295.000 Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben Zugang zu Elektrizität erhielten. Wieder gilt: Jeden Tag, ein ganzes Jahr lang. Genaue Daten dazu gibt es noch nicht, Roser hat den langfristigen Trend weitergerechnet – es gibt keinen triftigen Grund, warum sich daran etwas geändert haben sollte.

87,4 Prozent der Weltbevölkerung hatten 2016 – verlässliche Daten zufolge – Zugang zu Elektrizität. Noch nie in der Geschichte der Menschheit war dieser Wert so hoch. Als ich geboren wurde lag der Wert bei 71,4 Prozent.

Stellen Sie sich Ihr Leben ohne Strom vor, Sie haben keinen Kühlschrank, kein Licht, wenn es dunkel wird, keinen Fernseher. Dann verstehen Sie, welchen Fortschritt diese Zahlen widerspiegeln. Millionen Haushalte wurden im Vorjahr ans Stromnetz angeschlossen, Schüler konnten abends besser für die nächste Prüfung lernen und Familien Essen besser aufbewahren.

Mindestens genauso erstaunlich ist diese Statistik: Im Vorjahr hatten im Schnitt jeden Tag 620.000 Menschen zum ersten Mal Zugang zum Internet. Nachdem 2018 also nur eine Woche verstrichen ist, nutzten statistisch betrachtet fast 4,5 Millionen Menschen zusätzlich das Internet.

Und in den 51 folgenden Wochen kamen jeweils noch einmal so viele dazu, konnten sich Infos holen, Jobs suchen, Geld überweisen. Schon fast jeder zweite Mensch auf der Welt nutzt mittlerweile das Internet, kann sich mit Menschen von überall verbinden, inspirieren lassen oder seine Produkte verkaufen.

Und Sie meinen, 2018 war ein schlechtes Jahr?

Sie denken sich, Wasser, Strom und Internet, alles nett, aber sind noch immer nicht überzeugt, dass es mit der Menschheit bergauf geht?

Wie wäre es damit: Noch nie konnten auf der Welt so viele Menschen lesen und schreiben wie heute. Über 85 Prozent waren 2014 alphabetisiert, der Wert ist seither gewiss weiter gestiegen, aktuellere Zahlen gibt es aber noch nicht. Bei meiner Geburt 1990 lag der Wert bei 68 Prozent, ein erstaunlicher Anstieg, der hunderten Millionen Menschen die Teilnahme an einer modernen Gesellschaft ermöglicht.

Einmal geht es noch: Noch nie war die Lebenserwartung in der Geschichte der Menschheit so hoch wie heute. Der durchschnittliche Mensch, der 2015 geboren wurde, konnte davon ausgehen, dass er 71 Jahre alt wird. Das klingt für österreichische Maßstäbe niedrig und ist es auch, in Österreich liegt die Lebenserwartung bei 81 Jahren.

Auf die ganze Welt übertragen ist 71 Jahre aber sensationell. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben wir enorme Fortschritte in der globalen Gesundheit gesehen. Als ich geboren wurde lag der Wert bei 64 Jahren. Die Menschen werden global betrachtet immer gesünder und viel mehr Kinder überleben die ersten Jahre ihres Lebens.

Für manche Forscher ist die Lebenserwartung der wichtigste Indikator für den Fortschritt des Menschen. Je mehr Kriege es gibt, je mehr Hunger und Elend, desto früher sterben die Menschen. Je fortgeschrittener, je reicher eine Gesellschaft, desto länger dauert in der Regel auch das Leben. Auf der Welt geht es bergauf, der Trend ist klar.

Nicht alles ist gut, aber fast alles wird immer besser. Das Leben ist Chaos, dass Milliarden Menschen einen gewissen Lebensstandard haben ist nicht selbstverständlich, historisch betrachtet war das Leben überall auf der Welt die längste Zeit ziemlich miserabel, auch in heute reichen Ländern wie Österreich. Das ändert sich gerade, ziemlich rasch. Wer so auf die Welt blickt hat ein besseres Gefühl für die Fakten – und kann sich auf 2019 freuen.

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