Immer häufiger sind Fichtenwälder von Borkenkäferbefall betroffen.

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Wien – Der Borkenkäfer nagt laut Wissenschaftern an der Vorherrschaft der Fichten in den österreichischen Forsten. Die globale Erwärmung nützt den Schädlingen und schwächt die Bäume. Die Forstwirte sollten daher vermehrt nicht-heimische Arten sowie Tannen und Lärchen pflanzen, damit die Wälder weniger in Mitleidenschaft gezogen werden, erklärten Experten im Vorfeld einer Fachtagung in Wien.

Durch die höheren Temperaturen entwickeln sich die Borkenkäferlarven schneller, deshalb machen pro Jahr drei statt früher zwei Generationen dieser Forstschädlinge Bäumen zu schaffen, sagte Silvio Schüler vom Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW). Zusätzlich wurden die Fichten vor allem in den Gebieten nördlich der Donau, also dem Mühl- und Waldviertel, im vergangenen Jahr stark von Trockenheit und Hitze beeinträchtigt.

Viele Bäume starben dadurch ab und mussten rasch geschnitten und aus dem Wald gebracht werden, so Schüler. Dadurch kam viel Fichtenholz auf den Markt, das nicht lange gelagert werden kann, und die Preise fielen.

Schrumpfende Bestände

In den 1990er Jahren bedeckten Fichten in Österreich 1,9 Millionen Hektar, was etwas mehr als die Hälfte der Waldfläche der Alpenrepublik waren, so Klemens Schadauer vom Institut für Waldinventur des BFW. Seitdem schrumpfe die Fichten-Fläche pro Jahrzehnt um fünf Prozent. "Langfristig kann so eine Entwicklung zu einer deutlichen Veränderung in der Baumartenzusammensetzung des Waldes führen", so Schadauer.

Um die Forste weniger anfällig für Schädlinge und den Klimawandel zu machen, könne man die Fichtenreinbestände zum Beispiel mit nicht einheimischen Arten wie Douglasien auflockern, einem aus Nordamerika stammenden Kieferngewächs, sagte Katharina Lapin, ebenfalls vom BFW. Auch die Roteiche und die Schwarznuss wären praktikable Alternativen. Welche Art zu bevorzugen ist, hänge vom Standort ab. "Es gibt keinen Wunderbaum, der überall gut wächst", sagte Lapin. Sowohl die heimischen Arten als auch die Bäume aus Asien und Amerika hätten individuelle Stärken und Schwächen.

Die ersten Feldversuche, um herauszufinden, welcher Baum für welchen Standort gut geeignet ist, gab es schon im 19. Jahrhundert, so Lapin, mittlerweile würde in Europas sehr ernsthaft daran geforscht. "Wir sind da kein Vorreiter, in anderen Ländern werden nicht heimische Baumarten schon viel intensiver in der Praxis genutzt", sagte die Expertin.

Zusätzlich sollte man die Fichten-Reinkulturen vermehrt mit einheimischen Nadelbaumarten wie Tannen und Lärchen durchmischen, meinte Schüler. Sie haben ähnliche Verwendungsmöglichkeiten und können genau so wie der vermehrte Einsatz von nicht einheimischen Bäumen ein Teil der Lösung gegen Klimawandel-Probleme sein. (APA, 15.1.2019)