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Liensberger: "Der Weg ist das Ziel, ich will immer besser werden und jedes Mal weiter nach vorne kommen."

Foto: AP/Marco Tacca

St. Vigil – Katharina Liensberger hat trotz der verletzten Teamkolleginnen positive Gefühle nach ihrem ersten Podestplatz vor einer Woche beim Slalom in Flachau nach Südtirol mitgebracht. "Es gab viele schöne Momente danach, mein Handy hat dauernd vibriert", erzählte die Vorarlbergerin. "In erster Linie habe ich mich natürlich auskuriert", sagte Liensberger, die in Salzburg an einer Darminfektion laboriert hatte.

Mit dem Fehlen von Veith und Brunner umzugehen, sei hart, so Liensberger. "Grundsätzlich ist es daher im Training wichtig, bei sich zu bleiben. Auch wenn es noch so schlimm ist, was im Umfeld passiert. Man muss versuchen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Ich bin sicher, dass die beiden wieder stark zurückkommen." Ihre eigenen Erwartungshaltungen seien im RTL natürlich nicht an jenen vom Slalom zu messen. "Aber ich fokussiere mich sowieso nie auf Platzierungen. Der Weg ist das Ziel, ich will immer besser werden und jedes Mal weiter nach vorne kommen."

Teamkollegin Ricarda Haaser wurde mit drittbester Laufbestzeit in der Entscheidung unmittelbar vor Veith sogar Siebente. "Ich freue mich, dass ich einen Schritt nähergekommen bin. Jetzt hoffe ich auf den nächsten", sagte die Tirolerin. "Wenn ich so was abrufen kann wie am Semmering inklusive besseren ersten Lauf und mit viel Mut und Vollgas von oben bis unten fahre, ist was drin", ist Haaser überzeugt.

Schlag über den Haufen

Nach dem Horror-Wochenende mit den Verletzungen von Stephanie Brunner und Anna Veith gehen die ÖSV-Damen mit klar reduzierten Erwartungen in den Riesentorlauf am Kronplatz. Während US-Star Mikaela Shiffrin im Top-Duell mit Petra Vlhova und Vicky Rebensburg den 10. Saisonsieg anpeilt, muss der ÖSV die beiden Besten vorgeben. Veith machte aber Mut. "Weiterkämpfen", richtete sie aus der Klinik aus.

Damenchef Jürgen Kriechbaum hat Veith und Brunner am Tag vor dem Dienstag-Rennen in Hochrum besucht, wo die beiden am Wochenende nach ihren schweren Trainings-Verletzungen operiert worden sind. Das "Weiterkämpfen" gelte aus seiner Sicht auch für Veith, betonte Kriechbaum. "Bei vielen sind Verletzungen kein Grund, aufzuhören", glaubt der Coach aber fest, dass die 29-Jährige wiederkommt. "Anna ist noch in keinem Alter, in dem man unbedingt aufhören muss. Ich bin sicher, sie wird alle Kraft in die Rehab stecken", sagte Kriechbaum zur APA.

Klar ist aber, dass sein Riesentorlauf-Team schon wieder heftig zurückgeworfen worden ist. "Unsere Zielsetzungen sind mit einem Schlag über den Haufen geworfen worden." Das einstige Vorzeigeteam war nach den schweren Verletzungen von Weltmeisterin Veith (2015) und Weltcup-Gesamtsiegerin Eva-Maria Brem (2016) auf gutem Weg zurück gewesen. Brem ist aber nach wie vor außer Form und die im Aufwind befindliche Veith (zuletzt drei Top-Ten-Plätze in Folge) fällt nun für den Rest der Saison ebenso aus wie die junge Brunner (23), die am Saisonbeginn trotz gerade überstandenem Kreuzbandriss als Dritte in Killington ihr erstes RTL-Podest und das erste für die ÖSV-Damen seit Brem im März 2016 geholt hatte.

"Wir waren auf dem Weg, wieder zu mannschaftlicher Dichte zu kommen. Wenn dann die beiden Topfahrerinnen ausfallen und die Hälfte des WM-Kontingents weg ist, ist das schon extrem bitter", nahm sich Kriechbaum kein Blatt vor den Mund. Der seit der Saison 2013/14 amtierende Oberösterreicher ist Kummer gewöhnt. "Wir waren schon in ähnlichen Situationen, als es durch Rücktritte und Verletzungen dünn ausgeschaut hat. Im Riesentorlauf hat es sich zuletzt aber wieder sehr gut angefühlt. Das ist jetzt alles mit einem Schlag weg."

Die Krise nutzen

Eine ÖSV-Läuferin freut sich besonders auf die Rückkehr des Weltcups zum Kronplatz. Vergangenes Jahr war Julia Scheib als 19-Jährige Weltcupdebütantin trotz Startnummer 48 ins RTL-Finale gestürmt, erst der Ausfall kurz vor dem Ziel verhinderte einen Platz in den Top 20. Die Steirerin gilt als großes Talent, bald sollen endlich Weltcup-Punkte her. Denn die Junioren-Weltmeisterin hat große Ziele.

"Ich weiß, was ich kann", sagt die selbstbewusste 20-Jährige, die im Vorjahr unmittelbar nach dem Kronplatz Riesentorlauf-Gold bei der Junioren-WM in Davos geholt hatte. "Ich zeige im Training permanent, dass ich sehr schnell Ski fahren kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, irgendwann bringe ich's auch ins Ziel", ist Scheib überzeugt. Dann gibt es offenbar kein Halten mehr. "Ich sehe mich in den nächsten Jahren in den Top Ten oder Top Fünf im Riesentorlauf. Ich weiß, was ich drauf habe. Das trau' ich mich zu sagen." (APA, 14.1.2019)