Dolores Winkler vertont Figuren bei Computerspielen. Sie war bei Blockbustern wie "Horizon Zero Dawn", "Infamous Second Son" und "Watch Dogs" beteiligt. Oftmals spricht sie die Rolle einer Kriegerin beziehungsweise Fighterin.

Foto: Kurt Prinz

STANDARD: Wie sind Sie eigentlich zu der Vertonung von Videospielen gekommen?

Dolores Winkler: Das war ein lustiger Zufall. Ich habe nach dem Besuch der Schauspielschule in Deutschland länger in Freiburg gespielt. Gewohnt habe ich aufgrund von Engagements aber in Österreich und bin diese Strecke fast einmal wöchentlich gependelt. Dabei hatte ich immer einen Aufenthalt in Frankfurt, das anscheinend das Mekka für Computerspiele-Synchronisation ist. Ein Kollege, mit dem ich in Freiburg gespielt habe, hat dann gesagt, dass ich mit meiner Stimme auch in dieser Hinsicht was machen muss und nicht nur Kulturradio. Ich habe dann einfach angerufen und während der Wartezeit zwischen zwei Zügen vorbeigeschaut.

STANDARD: In welchen Games ist Ihre Stimme zu hören?

Winkler: Pixar Rush, Wild Star, Days Gone, Blood & Truth, Watch Dogs, Horizon Zero Dawn, The Secret World, Fable Legends, Infamous: Second Son – das sind die, die mir momentan einfallen. Ich habe erst vor ein paar Jahren mitbekommen, dass da eigentlich ganz große Sachen dabei sind. Das war mir gar nicht bewusst.

STANDARD: Inwiefern unterscheidet sich die Synchronisierung von Videospielen von jener beispielsweise bei Filmen?

Winkler: Die Synchronisierung ist bei Computerspielen wesentlich einfacher, würde ich sagen. Ich bin nicht immer lippensynchron, oft brauche ich überhaupt kein Bild. Ich komme oft aus dem Off, und sehr viele Spieleanweisungen sind ähnlich. Es kann passieren, dass ich 20-mal etwas ganz Ähnliches von mir gebe, das ist bei Film und Serie natürlich komplett anders.

STANDARD: Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Winkler: Ganz unterschiedlich. Manchmal sagen sie: Hier habt ihr den Text, und da muss ich dann schauen, ob das überhaupt mundgerecht ist und die Übersetzung Sinn ergibt. Oft bekomme ich dann auch das Bild der Protagonistin dazu. Das ist auch recht interessant, weil die Figuren in den Computerspielen mir optisch wesentlich ähnlicher sind als bei Filmen und Serien. Das ist wirklich schräg, oft sehe ich mich nämlich als 16- oder 17-Jährige mit komischem Outfit und schlechter Frisur.

STANDARD: Wie viel kreative Freiheit haben Sie bei Ihrem Job?

Winkler: Nicht so viel, da ich ja eine Vorlage habe. Bei der Synchronisation hat man generell nie so viel Freiheit. Natürlich muss ich die Figur mit meinem Leben füllen und das auch durchziehen, aber es gibt eine Vorlage, und an die habe ich mich schon zu halten. Wenn das eine wilde Kriegerin ist, kann ich da nicht ein eingeschüchtertes Mädchen daraus machen. Das ist ja auch nicht Sinn der Sache.

STANDARD: Zahlt die Spielebranche besser oder schlechter als die Filmbranche?

Winkler: Sie zahlt anders. Ich werde nicht nach Takes bezahlt, sondern nach Zeit. Bei der Synchronisation von Computerspielen schafft man in einer Stunde deutlich mehr Takes – das kann man mit einer Serie oder einem Film überhaupt nicht vergleichen. Man kann das einfach schneller aus der Hüfte schleudern, da es wie gesagt 20-mal ähnliche Spieleanweisungen sind. Das geht dann einfach wesentlich schneller.

STANDARD: Würden Sie sagen, dass die Synchronisierung von Games gegenüber Serien und Filmen einfacher oder schwieriger ist?

Winkler: Leichter beziehungsweise schwieriger kann man so nicht sagen – es ist einfach anders. Mir macht es extremen Spaß, weil ich in diese Bildwelt gut eintauchen kann. Ein bisschen was Abgedrehtes hat das Ganze ja. Wem das nicht liegt, dem fällt das sicher schwieriger.

STANDARD: Welche Rolle bei einem Spiel ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Winkler: Schwer zu sagen. Mir hat eine Rolle bei Wild Star wahnsinnig gefallen. Da war ich so eine Granitfrau, und es war extrem spaßig, das einzusprechen. Das war total gaga. Sonst sind meine Figuren recht ähnliche Kriegerinnen und Fighterinnen – die sind eigentlich ziemlich lässig.

STANDARD: Spielen Sie auch selbst?

Winkler: Seit Super Mario nicht mehr. Ich hatte auch als Kind keine eigene Konsole und war immer auf die Launen der Nachbarskinder angewiesen. Sprich, zum Spielen kam ich gar nicht so oft. WoW war mir natürlich auch ein Begriff, das habe ich selber nie gespielt, sondern nur bei Leuten gesehen, die da richtig abgingen. Das Interesse ist zwar schon da, aber es würde bei mir einfach zu viel Zeit draufgehen. Ich würde dann reinkippen – das wäre ganz fatal. (Daniel Koller, 21.1.2019)