Österreich steht bei Gewaltdelikten gegen Frauen in der Statistik ganz oben. Die Ursachen dafür zu erforschen wird eine echte Aufgabe. Vor allem, wenn man die Fragestellung "Hat die Zuwanderung von Männern aus einem Kulturkreis mit rückständigen Ansichten zur Sexualität und der Rolle der Frau überhaupt damit etwas zu tun?" seriös beantworten will. Davon gleich mehr.
Zunächst gilt es, sich auf der praktischen Ebene mit der Gewalt gegen Frauen bei uns auseinanderzusetzen – im Sinne von "Was tun?".
Die türkis-blaue Regierung will sich des Themas annehmen, hat aber noch nicht viel auf Schiene gebracht. Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) will 100 neue Plätze für Opfer von Gewalt schaffen, dazu Beratungsstellen besser ausstatten. Das ist eine wichtige Maßnahme, setzt aber sozusagen erst dann an, wenn schon etwas passiert ist.
Karoline Edtstadler, ÖVP, Staatssekretärin im Innenministerium, will härtere Strafen vor allem für Vergewaltigungen und Gewaltdelikte gegen Frauen. Edtstadler, ehemalige Richterin, hat sich in Expertenkreisen mit der Aussage disqualifiziert, man müsse auch die "Stimmung der Bevölkerung" auf Facebook et cetera berücksichtigen. Wie etliche andere Experten meint aber etwa der Linzer Strafrechtsprofessor Alois Birklbauer, dass bei diesen Tätern die Höhe der Strafe kaum eine Rolle spielt.
Handlungsbedarf
Aber: Es besteht offensichtlich Handlungsbedarf. Vielleicht muss man zunächst einmal beim öffentlichen Diskussionsklima, bei der Bewusstseinsbildung ansetzen. Kann es sein, dass Gewalt gegen Frauen – auch psychische Gewalt – hierzulande immer noch bagatellisiert wird, sozusagen als Begleiterscheinung der natürlichen Ordnung der Dinge? Paschas, die durchdrehen, wenn die Frau, die Tochter nicht das tut, was der "Haushaltsvorstand" will (bis in die 70er-Jahre ein juristischer Begriff), die gibt es im urösterreichischen wie im Zuwandererbereich. Und ist nicht die Kultur des Wegschauens, des Nichthineingezogenwerdenwollens oft viel stärker?
Diese Gewalttaten sind auch eine Folge eines bestimmten gesellschaftlichen Klimas. Irgendwie wird die Frau noch immer als Verfügungsobjekt des Mannes betrachtet. Die Tat erfolgt oft aus dem Gefühl, man habe ein Recht, gewaltsam gegen die ungehorsame/aufbegehrende/selbstbestimmte Frau vorzugehen.
In diesem Zusammenhang: Wir haben junge Männer aus Kulturen, wo ein völlig verdrehtes Verhältnis zur Sexualität und zur Selbstbestimmung der Frau herrscht. Und zwar nicht nur seit 2015, sondern seit Beginn der Zuwanderung in den 60ern und 70ern. Diese jungen Burschen treffen auf junge Frauen, die einerseits ansprechbar sind, andererseits aber auch bereit sind, Schluss zu machen.
Das bedeutet: Es geht um ein gesellschaftliches Klima, das zu verändern ist, und zwar gleichgültig, ob der Täter nun Franz oder Ali heißt. Es geht um eine Veränderung des Denkens, und zwar durch eine massive öffentliche Debatte. Das geht, die Jahrzehnte seit 1968 haben es bewiesen. (Hans Rauscher, 15.1.2019)