Foto: Getty Images/iStockphoto/Sinenkiy

Pro
von Ronald Pohl

Die Snobs unserer Tage sind antidigital. Sie werfen sich dicke Steaks vom Kobe-Rind in die Pfanne, und sie legen sich Kunstkataloge (Picasso, Brauer, Dina Larot) auf ihre Couchtische, deren schieres Gewicht die Wiener Reichsbrücke – erstmals seit 1976 – wieder zum Einsturz bringen würde.

Solche Elaborate enthalten für meine Bedürfnisse noch immer viel zu viel Text. Ich lasse seit einiger Zeit beim Elektrohändler meiner Wahl traumhaft schöne Fotobücher anfertigen. Seitdem ich weiß, dass es Fotobücher gibt, bin ich Kantianer geworden (d. h. Anhänger des Königsberger Philosophen Immanuel Kant). Ich befolge dessen kategorischen Imperativ, den ich bloß geringfügig auf meine Bedürfnisse zurechtgeschnitten habe.

Er lautet wie folgt: "Blicke nur immer so dämlich drein, dass du von deinem Fotoporträt zugleich wollen kannst, dass es Eingang finde in ein Fotobuch vom Hartlauer!" Seit ich diese Maxime beherzige, weicht der gelassen-freundliche Ausdruck nicht von meiner Miene. Ich weiß: Wenn es blitzt, winkt mir der Eintrag ins Buch der Ewigkeit.

Kontra
von Mia Eidlhuber

Wer gegen etwas ist, braucht starke Argumente. Aber die Sache mit dem Fotobuch ist diffiziler. Ganz klar handelt es sich hier um eine "Besser als nichts"-Situation: Ein Fotobuch ist besser als nichts. Dieses "nichts" sind dann aber gleich Mega-, Giga- und Terabytes an sehr individuellem Erinnerungsmaterial auf unseren Computerfestplatten, das nie das Licht der analogen Welt erblickt.

Obwohl, so individuell ist das gar nicht: Sie vor dem Louvre, Sonnenuntergang, Hollywood-Zeichen, Mailänder Dom, der Skyline von Manhattan. Also machen Sie was draus: wenn schon, denn schon. Gehen Sie nicht zum nächsten Diskonter, um verpixelte Einheitsware und rotstichige Urlaubsgesichter vor gelbstichigem Hintergrund zu riskieren.

Machen Sie es besser: Gehen Sie zum besten Fotofachhandel, den Sie kennen, und lassen Sie ein paar Aufnahmen ausgezeichnet ausarbeiten. Kaufen Sie sich ein schönes Buch. Kleben Sie die Fotos ein. Schreiben oder zeichnen Sie etwas dazu. Mit der Hand. Das alles kostet, sagen Sie. So ist es: Zeit und Geld. So ist das mit der Qualität. (RONDO, 26.11.2019)