Das Betanken eines Lkw mit verflüssigtem Erdgas dauert rund zehn Minuten. Die einzige LNG-Abgabestelle Österreichs gibt es derzeit im Ennshafen in Oberösterreich.

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Wien – Noch ist der Diesel das Maß aller Dinge, zumindest wenn man an Schwerverkehr denkt. Wenn aber die Klimaziele eingehalten werden sollen, muss auch die Transportwirtschaft ihren Teil dazu beitragen und den CO2-Ausstoß deutlich reduzieren. Eine Alternative zum Diesel-Lkw, die es bereits gibt, gut erprobt ist und verhältnismäßig geringe Investitionen erfordert, sei die mit verflüssigtem Erdgas (LNG) betriebene Zugmaschine, sagen Experten. Allein – die LNG-Lkws sind noch um einiges teurer als die konventionellen, und bei LNG gibt es, zumindest in Österreich, noch immer etliche Hürden, die die Expansion bremsen.

Dazu gehört die Tatsache, dass LNG (Liquified Natural Gas) nicht wie in Deutschland mit der Energieabgabe belastet ist, sondern mit der Mineralölsteuer (MÖSt). Das macht den Treibstoff, der deutlich umweltfreundlicher ist als Diesel, unterm Strich teurer. Die MÖSt wird pro Volumenseinheiten berechnet, sprich pro Liter. Weil LNG leichter ist als Diesel, ist auch der thermische Inhalt niedriger. Auf den Fahrradius umgelegt heißt das: Um so weit zu kommen wie mit einem Liter Diesel, benötigt ein mit LNG betriebener Lkw rund 1,6 Liter verflüssigtes Erdgas.

Zweite LNG-Tankstelle Österreichs in der Steiermark

Die Rohölaufsuchungsgesellschaft RAG, zu gut 50 Prozent im Besitz der EVN (29,9 Prozent hält die Uniper aus Deutschland, mit je zehn Prozent sind Energie Steiermark und Salzburg AG beteiligt), hat 2017 mit einer LNG-Produktion begonnen und betreibt die bisher erste und einzige LNG-Tankstelle Österreichs im Ennshafen. Im Februar wird die Firma F. Leitner Mineralöle eine zweite LNG-Tankstelle in Hart bei Graz eröffnen, sie wird ebenfalls von der RAG beliefert werden. "Innerhalb eines Jahres hat sich der Absatz von LNG an unserem Standort im Ennshafen in etwa verzehnfacht", sagte RAG-Chef Markus Mitteregger in einer Pressekonferenz am Mittwoch. Treiber der Entwicklung seien vor allem Frächter aus den Niederlanden, von denen vergleichsweise viele schon auf LNG-Lkws umgestiegen seien und nun bei Bedarf eben auch am Ennshafen tankten.

Weniger Emissionen

Im Vergleich zu Diesel habe ein mit LNG betriebener Lkw um 20 Prozent weniger CO2-Ausstoß, mit Beimischung von Biomethan noch deutlich weniger, sagt Mitteregger. Der Ausstoß von Feinstaub sei um 95 Prozent und der von Stickoxiden um 77 Prozent niedriger. Zudem sei ein mit LNG betriebener Lkw um rund die Hälfte leiser als einer mit einem Dieselmotor.

Laut Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich, sind europaweit derzeit rund 3.000 Lkws auf LNG-Basis unterwegs. "Wir brauchen passende Rahmenbedingungen und Rechtssicherheit", sagte Klacska. Wie in Deutschland wünscht sich der Bundesobmann auch in Österreich eine Investitionsförderung beim Kauf eines LNG-Lkw. Auch über eine Befreiung von der Maut, wie dies in Deutschland zumindest für die nächsten zwei Jahre der Fall ist", sei zu überlegen. (Günther Strobl, 16.1.2019)