Was Schulleiter von Noten und deren Alternativen halten, darf ab Februar auch die interessierte Öffentlichkeit wissen.

Foto: Toppress Austria / Karl Schöndorfer

Mit dem Pädagogikpaket, das im Dezember im Parlament beschlossen wurde, hält ab dem Schuljahr 2019/20 die Ziffernnote wieder Einzug in den Volksschulen – und zwar spätestens ab dem zweiten Semester der zweiten Schulstufe.

Die Aufregung über die von der Regierung angestrebte "Notenwahrheit" war groß, eine nüchterne Einschätzung der Praktiker vor Ort hätte der Sache sicher gutgetan. Doch die wurden leider nicht gefragt. Genauer gesagt: Deren Meinung wurde zwar eingeholt, bis dato aber nicht veröffentlicht.

Fast 2000 Teilnehmer

Eine parlamentarische Anfrage des grünen Bundesrats David Stögmüller an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat ergeben, dass man im Ministerium bereits im Dezember 2017 eine Umfrage unter Volksschulleitern in Auftrag gegeben hat, bei der es auch um ihre Erfahrungen mit alternativen Beurteilungsformen ging. An der vom Bundesinstitut für Bildungsforschung durchgeführten Erhebung haben knapp 2000 Schulleitungen teilgenommen, das entspricht einer Rücklaufquote von 66 Prozent.

In der Anfragebeantwortung schreibt Faßmann, dass es 2017 an rund 60 Prozent der teilnehmenden Volksschulen Klassen ohne Noten gegeben hat – und zwar am häufigsten in der ersten Schulstufe, auf dem Weg zur vierten sei der Einsatz der alternativen Leistungsbeurteilung hingegen "stark" abgesunken.

Ideologie oder Empirie

Viel mehr konnte Stögmüller über den Inhalt der Rückmeldungen bis dato nicht herausfinden, obwohl bereits im Oktober 2018 – also noch vor Beschlussfassung des Pädagogikpakets – ein Zwischenbericht vorlag. Der grüne Bundesrat findet, es sei "ein Skandal, dass hier Ideologie über empirisches Wissen" gestellt würde. Statt eine Studie "bewusst" zurückzuhalten, solle Faßmann lieber "wissenschaftliche Erkenntnisse ernst nehmen".

Die Evaluation habe rein "steuerungsrelevante" Bedeutung gehabt, kontert man im Ministerium. Außerdem wird darauf verwiesen, dass es zusätzlich zur Note künftig verpflichtende Bewertungsgespräche gibt.

Stögmüller vermutet, dass die Rückmeldungen über die Zufriedenheit mit alternativen Leistungsbeurteilungen womöglich zu positiv ausgefallen sein könnte. Im Februar wird man Genaueres wissen. Da sollen die Ergebnisse jetzt doch publiziert werden. (Karin Riss, 17.1.2019)