Wien – Die Anti-Korruptions-NGO Transparency International (TI) kritisiert mangelnde Transparenz an heimischen Hochschulen. Grund dafür ist, dass eine von TI gestartete Umfrage zum Umgang mit Drittmitteln letztlich gescheitert ist, weil von den insgesamt 70 Hochschulen in Österreich nur 15, also weniger als ein Fünftel, daran teilgenommen haben. 2017 wurden insgesamt 673 Millionen Euro an Drittmitteln zusätzlich zum staatlichen Hochschulbudget lukriert. Das Geld fließt in Forschungsprojekte und Professuren.

Diese Drittmittel, die die (staatlichen und privaten) Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen von Unternehmen, Förderorganisationen und Privatpersonen einwerben, werde zu wenig offengelegt, kritisierte Markus Scholz, Professor für Unternehmensethik an der Fachhochschule (FH) Wien und bei TI zuständig für Hochschulfinanzierung, daher am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal. Es sei "erstaunlich", dass sich die Universitätenkonferenz (Uniko) entschlossen habe, "nicht an dieser Studie teilzunehmen", weil sie der Meinung seien, "dass sie schon genug reguliert und kontrolliert sind".

Scholz kritisiert konkret, dass es kaum externe Kommissionen gebe, die die Herkunft und Verwendung von Drittmitteln überprüfen, ebenso gebe es kaum Unvereinbarkeitsprüfungen und Kommissionen, die Interessenskonflikte abschätzen würden.

Hochschulinteressen versus Geldgeberinteressen

Interessen der Geldgeber seien zwar "überhaupt nichts Negatives", sagte Scholz: "Die Frage ist nur, ob die Interessen der Wissenschaft, also Transparenz, Objektivität in weitem Sinne mit Interessen der Drittmittelgeber notwendigerweise übereinstimmen." Etwa wenn es um die Veröffentlichung einer Forschungsarbeit geht.

Transparency International möchte nun nach der gescheiterten Studie mit den Verwaltungen, den Personalabteilungen und Compliance-Abteilungen der Hochschulen arbeiten, denn diese hätten "ein starkes Interesse an dem Thema, sehen auch die Relevanz dieses Themas, nur politisch scheint das noch nicht angekommen zu sein."

Unis verweisen auf Publikation in Wissensbilanzen

Diesen Vorwurf ließ die Präsidentin der Uniko, die die 21 staatlichen Universitäten vertritt, Eva Blimlinger, nicht so stehen. Die Universitäten hätten "überhaupt nichts gegen eine Studie über Transparenz. Die Frage ist nur, wer führt sie durch, in wessen Auftrag. Das ist ein Selbstauftrag des Vereins. Wenn, dann sollte das aus einem öffentlichen Bereich stammen", sagte Blimlinger im Ö1-Journal um 8.

Die Universitäten würden alle Drittmittel von Unternehmen ständig hinterfragen: "Bei all den Kooperationen, die wir eingehen, prüfen wir ja sehr genau, welche möglichen Interessenkonflikte es da geben kann oder ob wir diese Kooperation überhaupt eingehen. Die Kooperationen stehen alle in den Wissensbilanzen drinnen." Das sind quasi die Jahresbilanzen der Universitäten. (red, 17.1.2019)