Aspirin in Kombination mit Clopidrogrel ist die bessere Prophylaxe. Damit werden mehr Folge-Schlaganfälle verhindert als bei alleiniger Therapie mit Aspirin, hat eine Studie gezeigt.

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In der Fachzeitschrift British Medical Journal wurde Ende Dezember 2018 eine Empfehlung veröffentlicht: Nach einem "Mini-Schlaganfall" – einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) oder einem leichten ischämischen Schlaganfall – sollte für eine begrenzte Zeit eine Kombinationstherapie mit den zwei Blutplättchenhemmern Aspirin und Clopidrogrel angewendet werden.

Derzeitige Praxis ist es, die Patienten nur mit Aspirin zu behandeln, um das Risiko eines zweiten Schlaganfalls zu senken. Doch doppelt hält besser, schreiben die Studienautoren, denn so könne die Rate an Schlaganfallrezidiven deutlich reduziert werden. Dieser Empfehlung schließen sich nun auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) an.

Etwa neun von zehn Schlaganfällen sind ischämischer Natur. Das heißt, es kommt durch den Verschluss oder die Verengung eines hirnversorgenden Blutgefäßes aufgrund eines Blutgerinnsels zur Minderversorgung eines Hirnareals mit Sauer- und Nährstoffen. Es kommt zu neurologischen Ausfällen wie etwa Sprachstörungen, Schwindel oder Lähmungserscheinungen. Ischämische Schlaganfälle werden auch als Hirninfarkt bezeichnet. Wenn diese auftreten ist es entscheidend, die Blutgerinnsel mit Medikamenten möglichst schnell aufzulösen und eine weitere Verklumpung von Blutplättchen zu verhindern.

Täglich zwei Gerinnungshemmer, bis zu drei Wochen

Durch die Behandlung können sich die neurologischen Ausfälle bei leichten Schlaganfällen zurückbilden, bei einer transitorischen ischämischen Attacke sogar innerhalb von 24 Stunden. "Diese Ereignisse sind in der Regel gut behandelbar. Doch das Risiko für einen zweiten schweren Schlaganfall ist bei den Betroffenen als hoch einzustufen", erklärt Hans-Christoph Diener von der DGN. "Die Vorbeugung ist daher gerade bei diesen Patienten von besonders großer Bedeutung."

Die neue Empfehlung sieht eine duale Plättchenhemmung mit den gerinnungshemmenden Medikamenten Aspirin und Clopidrogrel vor. Die Autoren berufen sich dabei auf eine im August im New England Journal of Medicine (NEJM) publizierte, randomisiert-kontrollierte Studie. "Diese Kombinationstherapie sollte mindestens 24 Stunden nach dem Einsetzen der ersten Schlaganfallsymptome erfolgen und über zehn bis 21 Tage andauern", sagt Armin Grau, Direktor der Neurologischen Klinik am Klinikum Ludwigshafen.

Studie vorzeitig beendet

Es zeigte sich, dass die Kombination von Aspirin und Clopidrogrel der derzeit üblichen Aspirin-Monotherapie einen Folge-Schlaganfall besser vermeiden kann. Die Studie wurde sogar vorzeitig beendet, nachdem sich relativ rasch ein klarer Vorteil für die Kombinationstherapie abzeichnete. So erlitten in der Studiengruppe, die Aspirin und Clopidrogrel erhalten hatte, 121 von 2.432 Patienten ein größeres ischämisches Folgeereignis. In der Gruppe, die nur Aspirin und ein Scheinmedikament eingenommen hatte, waren es 160 von 2.449 Patienten. Die Autoren führen das auf eine synergistische Wirkung beider Substanzen zurück, da Aspirin und Clopidrogrel die Thrombozytenaggregation auf unterschiedliche, sich ergänzende Weisen behindern.

"Die unterschiedlichen Wirkmechanismen scheinen sich zu addieren", sagt Christoph Diener. Mit 25 Prozent sei die Risikoreduktion unter der Kombinationstherapie signifikant gewesen. "Im Klartext heißt das, dass durch die kombinierte Einnahme von Aspirin und Clopidrogrel deutlich mehr Folge-Schlaganfälle verhindern werden können, und zwar bei vertretbaren Risiken wie einem leicht erhöhten Blutungsrisiko", ergänzt Armin Grau. (red, 18.1.2019)