Im Sommer kann bald wer offen fahren. Im Winter ist die Sache schon eine andere. Aber gut, denken wir an die Engländer. Wenn die nur offen führen, wenn bei 28 Grädern die Sonne scheint, würde es Saab heute noch geben.

Wenn man, wie Mercedes-AMG, nicht nur viel Leistung, sondern auch viel Luxus in ein Cabrio steckt, kann man auch im Winter offen fahren.
Foto: Guido Gluschitsch

Trotzdem wirkt es irgendwas zwischen total heroisch und komplett deppert, wenn man im Winter offen fährt. Zumindest schauen die Leut so. Dabei, wenn wir ehrlich sind, ist dieses Kunststück, in einem E-Klasse-Cabrio, ein solches nicht. Lenkradheizung, Sitzheizung, Bordheizung und der Air-Scarf, der warme Luftstrom aus den Kopfstützen, der sich wie ein Schal um den Nacken legt, halten ordentlich warm.

Gerade wenn das Cabrio noch neu ist, fahren viele gerne offen. Da muss einem das Wetter dann wurscht sein.
Foto: Guido Gluschitsch

Mit Winterjacke, Pudlhaubn und Lederhandschuh wird man da mitunter sogar schwitzert. Was in diesem aktuellen Testfall auch einen ganz anderen Grund haben kann. AMG. 435 PS aus dem drei Liter großen Sechszylinder, zu denen sich noch einmal 22 PS aus dem E-Boost gesellen. Es ist die niedlichste Form der E-Mobilität, auf Basis eines 48-Volt-Netzes.

Laute Luft kommt aus den Endrohren, laue Luft aus den Kopfstützen.
Foto: Guido Gluschitsch

EQ-Boost heißt das System bei Mercedes-AMG – und beschreibt den Startergenerator, der zwischen Motor und Getriebe hängt. Er ist Anlasser und Lichtmaschine und hilft im Bedarfsfall dem Verbrennungsmotor mit 16 kW Leistung und 250 Nm Drehmoment aus. Und gerade das satte Drehmoment des E-Motors treibt einem die Freudentränen auf die Wagen. Da heißt es nur aufpassen, dass die dort nicht gefrieren.

Der E-Motor des EQ-Boost-Systems sitzt zwischen Motor und Getriebe. Den sieht man jetzt so aber nicht.
Foto: Guido Gluschitsch

Nein, bleiben wir noch kurz ernst und beim 48-Volt-Bordnetz. Das hat neben dem E-Hilfsmotor noch einen weiteren Vorteil. Den E-Turbo. Elektrischer Zusatzverdichter nennen die Techniker bei Daimler das Teil. Und die sind hörbar von einem anderen Schlag als die Nomenklaturgötter, denen der Name EQ-Boost eingefallen ist. Oder die Zahlenverdreher, die dem Drei-Liter-Sechszylinder zum "E" ein "53" ans Heck picken.

Zwei Bildschirme zeigen alles an was man braucht – und noch ein bisserl mehr. Viel mehr eigentlich. Das wirklich Wichtige sieht man nämlich eh im Head-up-Display.
Foto: Guido Gluschitsch

Obwohl, beim Fahren ist einem das alles ziemlich powidl. Da genießt man einmal den vollen Luxus einer gediegenen E-Klasse, die sanft über jede Unebenheit gleitet, souverän beschleunigt und alle Assistenz- und Komfortsysteme an Bord hat, die man braucht, mag oder kennt.

Ein Gustostückerl ist, wenn der Beifahrer am Infotainmentscreen herumzutatschen anfängt. Das geht bei Mercedes nämlich nicht.

Via Fahrdynamikschalter richtet man sich den E53 als Sänfte oder Sportwagen her.
Foto: Guido Gluschitsch

So verhindert man unschöne Fingertapper auf dem glänzenden Interieur. Alternativ kann man den Fahrerlebnisschalter auch in eine Sportstellung bringen und das Gaspedal Richtung Erde drücken. Da bleiben die Beifahrergriffel dann auch dort, wo sie hingehören. Da hält man sich schon gern fest, wenn der E 53 seine Muskeln an- und das Fahrwerk vorspannt. Dann ist Schluss mit Luxus. Also besser Helm als Pudlhaubn. (Guido Gluschitsch, 24.1.2019)

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