Wien – Wieder setzt eine Partei bei ihrer Wahlliste auf einen ORF-Star – diesmal die ÖVP, die mit Wolfram Pirchner einen langjährigen ORF-Moderator in die EU-Wahl schickt. Der Effekt solcher Quereinsteiger bei der Wahl ist endenwollend, wie Politikberater Thomas Hofer im APA-Gespräch erklärt. Vielmehr bringt die Strahlkraft der Fernsehgesichter einer Partei mediale Aufmerksamkeit – zumindest kurzfristig.

Pirchner, der dem Vernehmen nach auf Platz sechs der Liste steht, sei schlicht ein "Aufmerksamkeitsfaktor", meinte Hofer. Allein die Tatsache, dass seine Kandidatur es auf eine reichweitenstarke Titelseite schafft, "ist schon die halbe Miete". Durch bekannte Gesichter erreiche man bei gewissen Zielgruppen – in diesem Fall Senioren – Aufmerksamkeit, die man sonst nicht bekommt. "In der Generierung von Schlagzeilen hat wohl kaum ein anderer Kandidat auf diesem Listenplatz diese mediale Präsenz."

Kurzfristiger Hype

Die Strategie gehe durchaus auf, verweist Hofer auch auf andere ORF-Beispiele aus der Vergangenheit wie Ursula Stenzel (FPÖ), Josef Broukal (SPÖ) oder Eugen Freund (SPÖ). Allerdings handle es sich meistens um einen "sehr kurzfristigen Hype und Effekt", gibt Hofer zu bedenken. "Es ist in erster Linie ein Marketing-Gag, eine Methode, wie man Präsenz erreicht."

Dass Parteien so gerne auf ORF-Stars zurückgreifen, liege daran, dass diese durch die Reichweite des öffentlich-rechtlichen Senders in der ZiB oder in Unterhaltungsformaten einfach Massen erreichen, die zu einem enormen Bekanntheitsgrad führen. Gleichzeitig signalisieren Parteien mit Quereinsteigern eine gewisse Offenheit für neues Personal. "Dass das durchaus Unmut in alten Funktionärskadern erregt, nimmt man in Kauf."

Effekt überschätzt

Bei einer Mobilisierungswahl wie jener zum EU-Parlament habe man zwar mit solch bekannten Namen schneller Zugang zu gewissen Zielgruppen – den tatsächlichen Effekt bei der Wahl selbst sollte man aber nicht überschätzen, sagt der Experte. Und: Nachhaltig sind solche Engagements in vielen Fällen nicht: den Kandidaten fehlt schlicht oft die Erfahrung in der Politik und auch im Umgang mit Parteistrukturen. "Da zu reüssieren, ist ganz schwierig." (APA, 21.1.2019)