Der Tod eines pensionierten CIA-Agenten in der Kolumne "Orient-Express"? Das ist natürlich dem Zufall geschuldet, dass die Meldung über das Ableben des 78-jährigen Tony Mendez am Samstag in Frederick im US-Bundesstaat Maryland zu einem Zeitpunkt kommt, an dem sich die Medien langsam mit Artikeln zum 40-jährigen Bestehen der Islamischen Republik Iran füllen: Im Februar 1979 jährt sich die Islamische Revolution tatsächlich zum 40. Mal. Wobei man bei dieser Gelegenheit immer wieder daran erinnern sollte, dass diese Revolution gegen die Herrschaft der Schah-Autokratie nicht nur von jenen islamistischen Kräfte begonnen und vollendet wurde, die im Iran bis heute das Regime stellen. Aber die vielen anderen Beteiligten, die Linken, die Gemäßigten, wurden ausgeschaltet, flohen, gingen weg – oder lernten, wenn sie überlebten, mit den neuen Tatsachen zu leben.

Der legendäre CIA-Agent Tony Mendez im Oktober 2012.

Seinen großen Auftritt in dieser Geschichte hatte Tony Mendez eigentlich erst 1980. Aber sie begann konkret im November 1979, als sich die Demonstranten vor der US-Botschaft in Teheran nicht mehr darauf beschränkten, "Allahu Akbar! Marg bar Amrika" (Tod den USA) zu rufen, sondern die diplomatische Vertretung stürmten und die dort Anwesenden als Geiseln nahmen. Die konkrete Forderung der Daneschdschuyan-e chatt-e Emam (Studenten von der Linie des Imam) war die Auslieferung des gestürzten Schahs Mohammed Reza Pahlevi, der sich in den USA aufhielt. Die Geiselnahme sollte 444 Tage dauern. Aber das ist nicht Mendez' Story. Sie ist als "Canadian Caper" bekannt geworden: die Rettung von sechs amerikanischen Diplomaten, die sich nach der Erstürmung ihres Botschaftsgebäudes nach tagelangem Umherirren in Teheran in die kanadische Mission retten konnten und vom CIA-Agenten Mendez Ende Jänner 1980 aus dem Iran herausgeschmuggelt wurden.

Die ganze lange Aktion genau nachzuerzählen, das geht über dieses Format hinaus, man kann sie am besten auf "Wired" gut nachlesen. Viele kennen die Geschichte auch aus der Oscar-gekrönten Verfilmung "Argo" von und mit Ben Affleck, mit den üblichen filmischen Freiheiten natürlich.

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Genau so, "Argo", hieß auch der fiktive Science-Fiction-Film, den Mendez "erfand" und der angeblich in Teheran produziert werden sollte, wozu eine ebenso erfundene Filmcrew im Iran den geeigneten Drehort suchen sollte. Und nach getaner Arbeit reiste diese Crew eben wieder aus, ein Lateinamerikaner und ein Ire (Mendez und ein Kollege) und sechs Kanadier: die mit falschen kanadischen Pässen ausgestatteten US-Diplomaten. Die Swissair-Maschine, mit der sie nach Bangen und Zittern am Flughafen den Iran verließen, trug übrigens den Namen Aargau, fast wie Argo, eine schöne Pointe.

Kanada schloss seine Botschaft in Teheran noch an dem Tag, an dem die Amerikaner erfolgreich abgereist waren. Sie wurde bis heute nicht wieder geöffnet. Viele politische Beobachter dachten damals, dass sich das Regime, das bereits alle moderaten Elemente abgestoßen oder vernichtet hatte, nicht lange halten würde.

Saddam Husseins Rolle

Der Angriff von Iraks Diktator Saddam Hussein auf den Iran im Herbst 1980 half Khomeini, die Reihen zu schließen, Radikalismus im Inneren zu rechtfertigen – und unmenschliche Kräfte vor allem der jungen männlichen Bevölkerung zu mobilisieren. Als Saddam Hussein den Krieg, der bis 1988 dauerte, zu verlieren drohte, halfen unter anderen die USA mit, das zu verhindern. Später entstand daraus das feste Credo Saddams: Der Westen würde ihn nie angreifen oder ihn zumindest nie stürzen, solange die Mullahs den Iran regieren.

Ersteres wurde 1991 widerlegt, im Golfkrieg zur Befreiung Kuwaits, und Letzteres durch die US-Invasion 2003. Und hatte Saddam Hussein durch den Überfall 1980 dem iranischen Regime indirekt beim Überleben geholfen, so befreite US-Präsident George W. Bush im April 2003 den Iran von seinem ärgsten Feind, Saddam Hussein, und verschaffte dem Iran einen kräftigen Auftrieb bei seiner Entwicklung zur Hegemonialmacht. (Gudrun Harrer, 21.1.2019)