Eine Stadt wie aus dem Fremdenverkehrsprospekt: Die barocke Kulisse Salzburgs zieht jährlich Millionen Besucher an.

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Salzburg – Das hat sich Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) vermutlich etwas anders vorgestellt. Nachdem er vergangene Woche die jüngsten Rekordzahlen vorgestellt hatte, gab es nicht die erhoffte positive Resonanz. Im Gegenteil: Es hagelte Proteste, und Preuner, seit Jahren für den Fremdenverkehr zuständig, hat plötzlich eine Debatte über den überbordenden Tagestourismus am Hals.

Dabei hätte man es ahnen können. Schon vergangenen Sommer wagten die Anrainer des Reisebusterminals in der rechten Altstadt den Aufstand gegen die Lawine von 40.000 oder mehr Bussen jährlich. Erst durch die Verlagerung zum Terminal im Stadtteil Nonntal konnte die Stadtregierung die Stimmung etwas beruhigen. Dafür stauen sich nun die Busreisenden durch das Kaiviertel von Süden ins Stadtzentrum, die Probleme wurden verlagert.

Bustouristen in Großgruppen

Die jüngsten Zahlen haben die Debatte über den Overtourism wieder aufkochen lassen. 3,1 Millionen Nächtigungen wurden in der Stadt 2018 registriert, Schätzungen sprechen von 6,5 Millionen Tagestouristen pro Jahr. Wobei diese Zahl älteren Datums ist, Fachleute gehen mittlerweile von neun Millionen aus.

Der größte Teil davon reist individuell an – sprich mit dem Auto. Trotzdem ziehen vor allem die Bustouristen den Zorn der Einheimischen auf sich: Sie werden in Großgruppen durch die Stadt geschleift, konsumieren wenig bis nichts, und die Busse gehören mit vier Fahrten pro Fahrzeug und Stadtaufenthalt zu den wesentlichen Verkehrserregern.

Gebühren erhöhen

Entsprechend – in der Stadt Salzburg wird am 10. März ein neuer Gemeinderat und ein neuer Bürgermeister gewählt – konzentriert sich die öffentliche Diskussion auf den Bustourismus. Neos-Landessprecher und Innenstadtgastronom Sepp Schellhorn beispielsweise plädiert für eine Bus-Obergrenze von 30.000 pro Jahr. Und pro Bus sollten 500 Euro Einfahrtgebühr eingehoben werden, die dann als Altstadtgutschein refundiert werden könnten. Zehn Euro Mindestumsatz pro Bustourist seien zumutbar, sagt Schellhorn.

Ressortchef Preuner wiederum plant, die Einfahrtgebühr von aktuell 24 Euro pro Bus zunächst einmal auf 38 anzuheben. Die SPÖ hält das für deutlich zu wenig und spricht von 100 Euro pro Bus und Einfahrt.

Mit Öffis ins Zentrum

Etwas grundsätzlicher geht es die grüne Bürgerliste an. Sie fordert gleich einmal ein Aus für den Reisebusterminal in der Altstadt. Stattdessen sollen die Besucher in Salzburg Süd, Mitte und Nord abgeladen werden und mit verstärkten Öffis ins Zentrum gelangen.

Dass die dafür zuständige Salzburg AG schon jetzt den Busverkehr in der Stadt nur mit Mühe aufrechterhalten kann, lassen die Grünen als Argument nicht gelten. Die Finanzierung zusätzlicher Shuttledienste könne aus den Einnahmen der stadteigenen Altstadtgarage erfolgen.

Welterbe erlebbar machen

Die Grünen haben sich zudem mit Kurt Luger einen ausgewiesenen Tourismusexperten an Bord geholt. Luger ist Unesco-Lehrstuhlinhaber für "Kulturelles Erbe und Tourismus". Er kann sich auch zahlenmäßige Beschränkungen für einige Altstadtsehenswürdigkeiten vorstellen, wie es sie beispielsweise beim Anne-Frank-Haus in Amsterdam oder den Uffizien in Florenz gebe.

Schließlich gehe es auch um die "Qualität der Wahrnehmung", und die sei bei zu dichten Menschenmassen nicht mehr gegeben. Das wiederum würde nämlich auch die Nächtigungsgäste vertreiben.

Bewohner gegen Terminal

Und was sagen eigentlich die betroffenen Bewohner? Die Sprecherin der Anrainer des Busterminals in der Paris-Lodron-Straße macht es im STANDARD-Gespräch kurz: "Der Busterminal in der Innenstadt muss weg." (Thomas Neuhold, 22.1.2019)