Schröcksnadel: "Da steckt ein gutes System dahinter."

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Wenn der Präsident extra noch ein zweites Mal anruft, muss ihm etwas besonders wichtig sein. "Bitte nicht vergessen zu schreiben", sagt Peter Schröcksnadel, "dass wir exzellente Betreuer haben". Wobei das ohnedies geschrieben worden wäre, der Chef des Skiverbands (ÖSV) hat es schließlich schon im Zuge des ersten Telefonats betont. Wenige Wochen vor den Skiweltmeisterschaften der Sparten Alpin (Aare, ab 5. Februar) und Nordisch (ab 19. Februar, Seefeld) steht der ÖSV jedenfalls hervorragend da, zuletzt ist Schröcksnadel aus dem Jubilieren gar nicht mehr herausgekommen.

Bei den Alpinen gab's drei Abfahrtssiege, zwei von Ramona Siebenhofer in Cortina und einen von Vincent Kriechmayr in Wengen, wo zuvor Marco Schwarz schon die Kombination gewonnen hatte. Im Slalom von Wengen, in dem der Franzose Clement Noel seinen ersten Sieg feierte, kamen zwei Österreicher aufs Stockerl und insgesamt fünf unter die ersten Zehn. Die Kombinierer feierten dank Franz-Josef Rehrl und Mario Seidl gar drei Siege en suite. Zudem haben auch die Skispringer in Person von Stefan Kraft zurück zum Erfolg gefunden, sich quasi an ihrer Kollegin Daniela Iraschko orientiert, die in Zao (Japan) bereits den zweiten Saisonsieg feiern konnte.

"Wir haben sehr viel umgestellt"

Schröcksnadel wäre nicht Schröcksnadel, würde das alles für ihn von ungefähr kommen. "Wir haben sehr viel umgestellt", sagt er und bezieht sich zunächst auf den Alpinbereich. "Da haben wir vor zwei Jahren die Gruppen verkleinert, weil sich gezeigt hatte, dass Miniteams sehr erfolgreich waren – siehe Shiffrin, Vlhova, Hirscher." Nun seien im ÖSV drei oder vier Betreuer für je fünf Läuferinnen oder Läufer zuständig. Schröcksnadel: "Das kostet uns 1,5 Millionen Euro mehr im Jahr. Aber diese individuellere Betreuung zahlt sich aus."

Besonders befriedigend sei der Aufschwung bei den Technikern. "Als Raich, Matt und Herbst aufgehört haben, hat's geheißen, jetzt haben wir nur noch den Hirscher", sagt Schröcksnadel. "Und jetzt haben wir fünf. Da steckt ein gutes System dahinter." Die Damen hatten viele Ausfälle wegzustecken – umso auffälliger, dass in den Cortina-Abfahrten je neun und im Super-G acht Österreicherinnen punkten konnten.

"Das haben wir ja ewig nicht gehabt"

Wenn Schröcksnadel etwas überrascht hat, dann der Erfolgslauf der Kombinierer. "Drei Erfolge en suite, das haben wir ja ewig nicht gehabt." Der ÖSV-Präsident lobt den nordischen Direktor Mario Stecher. "Wir haben gewusst, was wir an ihm haben. Wir haben uns auch im nordischen Bereich neu aufgestellt, und es dauert halt, bis alles greift. Aber die Zeit kriegt jeder bei uns." Das gelte auch für Andreas Felder, den Cheftrainer der Skispringer, der nach schwachem Saisonstart unter Druck geriet. Das schreibt Schröcksnadel auch der Windkompensationspunkteregel zu, die er am liebsten wieder abgeschafft sehen würde. "Sie ist ein Riesenproblem", sagt er. Man sollte zur Not lieber ein paar Minuten zuwarten. "Es ist ein Freiluftsport, und ein Abfahrer kriegt auch keine Kompensationspunkte, wenn plötzlich Gegenwind aufkommt."

In Aare und Seefeld werde man "auch Glück brauchen. Wir freuen uns auf die Weltmeisterschaften." Bei den Alpinen strebt der ÖSV sechs bis acht WM-Medaillen an, bei den Nordischen drei. "Das ist", sagt Peter Schröcksnadel, "ein seriöser Ansatz." (Fritz Neumann, 21.1.2019)