Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Getty Images /Chris Fertnig

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Getty Images /Chris Fertnig

Pro
von Andreas Schnauder

Man könnte es sich jetzt einfach machen und sich jene Studien herauspicken, die das Salz rehabilitiert haben. Hoher Blutdruck, Nierensteine, Dehydration? Kann natürlich von Überdosen Salz kommen, aber auch ein zu geringer Konsum der Natriumchlorid-Substanz ist ungesund. Ein höheres Herzinfarktrisiko bei Unterversorgung hat beispielsweise die kanadische McMaster University bei Versuchen mit 130.000 Probanden eruiert.

Doch – wie gesagt – das wäre etwas zu einfach, um auf unsere Fragestellung einzugehen. Denn hier geht es nicht um das Salz an sich, sondern um ungekostet nachzusalzen. Da fallen sachliche Argumente flach, möchte man meinen.

Gewürzt kann ja immer noch werden, wenn die Brühe dünn ist oder der Braten öd schmeckt. Man möge die Gewohnheit dennoch tolerieren. Sie beruht auf langjährigen Erfahrungswerten und untrüglichem Gespür. Manchen Geschmacksnerven ist keiner gewachsen, weder Hauben- noch Kantinenkoch, da muss der Salzstreuer her – und zwar automatisch. Das Leben ist fad genug.

Kontra
von Daniela Yeoh

Eines gleich vorweg: Zum Salz zu greifen, ohne auch nur einen Bissen vom Essen gekostet zu haben, geht gar nicht. Das ist nur an einem Ort zulässig: in der Küche. Wer das Gericht von A bis Z begleitet, hat das Würzen im Gefühl. Zumeist zumindest. Und in Notfällen gibt es hoffentlich eine rettende Kartoffel im Haushalt.

Vor dem dampfenden Teller schaut es jedoch anders aus. Da weiß man nicht, ob die Köchin verliebt ist oder der Koch abgelenkt war. Von unterschiedlichen Würzgewohnheiten ganz zu schweigen. Wer will den anderen am Tisch nur deshalb Grimassen schneiden, weil der Griff zum Salz schon in Fleisch und Blut übergegangen ist? Eben!

Manch einem fällt der Automodus am Tisch gar nicht mehr auf. Hier hilft die passend eingestellte Salzmühle, um vor Schlimmerem zu bewahren: Den oder die Salzende in ein Gespräch verwickeln, und er oder sie bemerken nicht, dass die Mühle auch nach mehreren Umdrehungen nur wenige Salzkörner hergibt. Das Essen ist gerettet und kann später immer noch gesalzen werden – nach dem Kosten. (RONDO, 5.2.2019)