Für Doris Knech gibt es kaum eine Bodyweight-Übung, die sich mit dem Riesenball nicht lustiger und effizienter durchführen ließe.

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Irgendwann in den Nullerjahren hat es einmal geheißen, es sei gut für den Rücken, wenn man statt auf einem Bürosessel auf einem riesigen Ball arbeitet. Man sitze aufrechter und vor allem flexibler, weil die instabile Sitzsituation ständige Ausgleichsbewegungen erzwinge. Tatsächlich ist es nicht nur gut für den Rücken, immer wieder – mindestens alle zwanzig Minuten – vom Schreibtisch aufzustehen und sich ein paar Minuten zu bewegen, es soll, laut einer Studie des "American Journal of Epidemiology" mit 1500 Pensionistinnen und Pensionisten, auch lebensverlängernde Wirkung haben.

Es wird jedoch davon abgeraten, länger auf dem Riesenball zu sitzen, da es die Muskeln überfordert und zu Verletzungen führen kann. Deshalb klemmen brüllfarbene Pezzi-, Sitz- oder Gymnastikbälle nun ungenutzt zwischen Aktenschränken oder quetschen sich in Dachboden- und Kellerregale. Meiner ist rosamundpilcherpink und verstaubte in einer Ecke des Vorzimmers, bis die Trainerin unserer Workout-Gruppe begann, die Bälle ins Training einzubauen. Seither ist der Pezziball mein liebstes Fitnessgerät.

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Effizient

Es gibt kaum eine Bodyweight-Übung, die sich mit dem Riesenball nicht lustiger und effizienter durchführen ließe. Effizienter deshalb, weil der Ball durch seine Instabilität den Einsatz von Muskeln erfordert, die beim Training auf festem Grund ungenutzt bleiben: Man ist ständig irgendwie gezwungen, die Balance zu halten. Auch deshalb wird geraten, nur in aufgewärmtem Zustand mit dem Ball zu trainieren, da sonst, siehe oben, Muskelverletzungsgefahr droht. Überhaupt empfiehlt es sich wie bei den meisten Sport- und Fitnessgeräten, sie beim ersten Mal mit professioneller Anleitung auszuprobieren. Das gilt besonders für den Pezziball, weil nicht alle Übungen für jeden Rücken gleich geeignet sind.

Wenn man erst einmal weiß, wie weit man gehen kann, ist der Pezziball der beste Fitnessfreund. Andere laufen sich in der Früh auf Touren, hier wird sich locker wachgehüpft: sitzend mit den Füßen fest am Boden, dann schwingen die Arme mit, einer vor, einer zurück, zusätzlich werden die Füße abwechselnd kurz gelüpft, gegengleich zu den schwingenden Armen, das ist ideal für die Gehirnhälftenkoordination.

Ansonsten hilft der Ball beim Training von großen Muskelgruppen und kleinen Muskeln: Das Internet beherbergt Heerscharen von Vorturnerinnen und Vorturnern, die uns zeigen, wie. Eine große Auswahl machbarer Übungen lehrt uns etwa die reizende Frau Bodykiss. Sofern uns unrealistische Bodygoals nicht abschrecken, oder die schwarze Katze, die irgendwann von links durchs Bild läuft.

Also runter mit den Pezzibällen von den Schränken und loshüpfen: pumpt Energie in den Organismus, bringt Schwung ins Leben.

In dieser Woche entdeckt Doris Knecht neue Übungen mit ihrem alten Gymnastikball. Er eignet sich etwa perfekt für die Koordination der Gehirnhälften. (Doris Knecht, RONDO, 1.2.2019)

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