Seit der letzten Landtagswahl 2015 werkelt die steirische Regierungskoalition aus ÖVP und SPÖ unspektakulär und gemütlich vor sich hin. Vom Reformeifer der Vorgängerkoalition ist nichts mehr zu spüren: keine großen Gedanken mehr, keine Zukunftsvisionen. Die politische Behaglichkeit hinter den sieben Bergen geht jetzt aber langsam zu Ende, denn es stehen Landtagswahlen ins Haus – und die könnten früher als geplant kommen und für einige Betriebsamkeit im Bundesland sorgen.

Der reguläre Wahltermin ist zwar erst im Mai 2020, aber es verdichten sich Gerüchte, dass bereits zu Jahresanfang oder gar schon im Herbst dieses Jahres gewählt wird. Auch ÖVP-Chef Sebastian Kurz drängt die steirische ÖVP auf einen vorgezogenen Wahltermin. Die Überlegung: Der türkise Schwung im Bund könnte bis 2020 abflachen und den Sieg in der Steiermark – ein wichtiges und treues ÖVP-Land – vereiteln. Verlöre die ÖVP hier, könnte das auch für Kurz bedeuten, dass sich die Spirale nach unten zu drehen beginnt. Es wird eine wichtige Testwahl für den Kanzler.

Erobert die ÖVP im Land Platz eins zurück, könnte sie dies dazu verleiten, auch im Bund früher zu wählen – und damit den durch seine unkontrollierbaren, extremen Ausritte lästigen Koalitionspartner in die Schranken zu weisen. Spekulationen in diese Richtung hat jetzt die SPÖ lanciert. Ein durchschaubares Geplänkel zwar, aber wer weiß? Es wäre nicht der erste taktische Coup von Kurz. (Walter Müller, 23.1.2019)