Die Grundstücke der Bauern sind Betriebs- nicht Privatvermögen.

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Ja, es stimmt: Landwirte besitzen häufig ein gewisses Vermögen. Und zwar gebunden in Form von Grund und Boden. Dass die Bauern sogar die Berufsgruppe mit dem größten Vermögen sind, hat kürzlich eine Studie der Nationalbank enthüllt. Die Studie und der STANDARD-Beitrag vom 14. 1. 2019 schüren jedoch eine Neiddebatte und spalten so die Gesellschaft: dort die Reichen, wir die Armen.

Das Vermögen der Landwirte ist nicht vom Himmel gefallen. Es ist vielmehr durch harte Arbeit über Generationen aufgebaut worden. Die Landwirtschaft ist eben eine der kapitalintensivsten Branchen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn die Studie suggeriert, dass die Grundstücke der Bauern zu ihrem Privatvermögen zählen. Wahr ist vielmehr, dass es sich dabei um Betriebsvermögen handelt.

Ein Bauer lebt schließlich nicht vom Verkauf seiner Äcker und Wiesen, also von deren Verkehrswert. Er lebt davon, was auf seinen Äckern und Wiesen wächst – man nennt das Ertragswert. Ein Taxiunternehmer lebt auch von den eingehobenen Fahrpreisen, nicht vom Verkauf seiner Autos. Ein Bäcker vom Erlös der verkauften Backwaren, nicht vom Verkauf der Backstube. Die Taxis und Backstuben scheinen – warum auch immer – in der Studie offenbar nicht als Vermögen auf. Anders ist der große Abstand zwischen Bauern und Selbstständigen wohl nicht zu erklären.

Hohes Einkommen?

Ehrlich wäre es, auch einen anderen Aspekt zu beleuchten. Die Interpretation der Studie vermittelt den Eindruck, ein großes Vermögen bedeutet auch ein hohes Einkommen. Das in der Studie errechnete Vermögen beruht vermutlich auf einem laut Statistik durchschnittlichen Betrieb. Mit dessen Ertragskraft ist heute bei herkömmlichen Betriebszweigen kaum ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften. Die Folge ist der Schritt in den Nebenerwerb, also einer weiteren Beschäftigung nachzugehen. Oder den Betrieb ganz aufzugeben. Seit 2012 haben das 19.000 Landwirte getan (DER STANDARD, 11. 1. 2019). Die verbleibenden Bauern werden noch "größer" – ebenso wie der Neid ihnen gegenüber. Der nützt weder den Bauern noch den Neidern selbst. (Lukas Weninger, 22.1.2019)