Goldhähnchen-Laubsänger ernähren sich von Insekten und müssen daher ziehen, wenn die kalte Jahreszeit kommt. Normalerweise führen sie diese Wanderungen aber nicht zu uns.
Foto: Leander Khil

Wien – Machen Sie sich nichts draus, falls Sie noch nie vom Goldhähnchen-Laubsänger (Phylloscopus proregulus) gehört haben sollten. Selbst passionierte Vogelbeobachter dürften den kleinen Piepmatz nicht sofort erkennen, kommt er doch in heimischen Breiten normalerweise nicht vor: Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Sibirien. Und im Winter zieht er von dort nicht etwa westwärts, sondern nach Südostasien.

Doch jetzt hat es nach langer Zeit wieder einmal ein Exemplar nach Österreich verschlagen. Der Vogel saß am Montag auf der Grünfläche des Naturhistorischen Museums (NHM) in einer Föhre. Das war dem Ornithologen Christoph Roland nicht entgangen – im Anschluss an seine Entdeckung wurde der seltene Gast zu einer ornithologischen Sehenswürdigkeit: Den ganzen Montag über blieb der Vogel in den Kiefern zwischen Kunst- und Naturhistorischem Museum, bestaunt von vielen Vogelbeobachtern. Auch am Dienstag wurde er von vielen Menschen mit Ferngläsern beobachtet und fotografiert, berichtet das NHM.

Zahlreiche Fotografen nahmen die seltene Gelegenheit wahr, die sich dieser Tage vor dem NHM bot.
Foto: Leander Khil

Und das bekommen die Vogelfreunde zu sehen: Ein Goldhähnchen-Laubsänger ist nur etwa neun Zentimeter groß. Typisch für ihn sind ein auffallend gelber Überaugenstreif, zwei hellgelbe Flügelbinden und ein markanter gelblich-weißer Bürzel. Männchen und Weibchen unterscheiden sich anders als bei vielen anderen Vogelarten optisch nur geringfügig voneinander.

Warum und wie es dieses spezielle Exemplar nach Wien verschlagen hat, lässt sich nicht rekonstruieren. Es ist aber bekannt, dass Goldhähnchen-Laubsänger immer wieder als sogenannte Irrgäste in Europa landen – normalerweise allerdings eher in Küstennähe und weiter nördlich. In Österreich ist dies laut BirdLife erst der zweite Nachweis überhaupt. Erstmals wurde ein Goldhähnchen-Laubsänger hierzulande im November 2004 im Almtal in Oberösterreich entdeckt. (red, APA, 23. 1. 2019)