Bild nicht mehr verfügbar.

Noch ist kein Ende der Gewalt in Sicht.

Foto: REUTERS

Damaskus – Ein kurdisch-arabisches Bündnis hat laut Aktivisten die letzte Bastion der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Ostsyrien erobert. Zuvor hätten fast 5.000 IS-Kämpfer und Angehörige in Lastwagen der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) die Enklave an der irakischen Grenze verlassen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit.

Die SDF-Einheiten gehen seit September mit Unterstützung der US-geführten Anti-IS-Koalition gegen die letzten IS-Bastionen an der irakischen Grenze vor. Trotz des erbitterten Widerstands der Jihadisten eroberte das kurdisch-arabische Bündnis weite Teile der IS-Enklave. Mit Baghus nahmen sie nun auch "das letzte Dorf" unter Kontrolle der Jihadisten ein, wie die Beobachtungsstelle mitteilte.

Nach Angaben der oppositionsnahen Organisation waren zuvor rund 4.900 Menschen aus den IS-Gebieten geflohen, darunter 470 IS-Kämpfer. Allein am Dienstag hätten sich 3.500 Menschen den SDF-Einheiten ergeben. Sie seien anschließend in Lastwagen der SDF fortgebracht worden, erklärte die Beobachtungsstelle. Demnach ergaben sich seit Beginn der Kämpfe 1.800 Jihadisten.

Erbitterter Widerstand

"Die Operationen zur Suche nach versteckten IS-Kämpfern in Baghus dauern an", sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Anschließend würden die SDF die letzten IS-Kämpfer im Umland von Baghus ins Visier nehmen. Dort kontrollieren sie noch zwei kleine Siedlungen. Außerdem hält die IS-Miliz noch Teile der weitläufigen Badija-Wüste. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Informanten vor Ort. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

"Wir sehen viele feindliche Kämpfer die Flucht ergreifen", sagte der Sprecher der Anti-IS-Koalition, Sean Ryan. Die SDF-Einheiten seien weniger als zehn Kilometer von der Grenze entfernt, doch träfen sie weiter auf erbitterten Widerstand der IS-Kämpfer. "Unsere Mission bleibt der endgültige Sieg über den IS. Trotz der Fortschritte bleibt es schwierig zu sagen, wie lange es dauern wird", sagte Ryan.

Die irakische Armee ist auf der anderen Seite der Grenze postiert, um zu verhindern, dass IS-Kämpfer in den Irak kommen. Am Samstag wurden 20 Jihadisten bei irakischen Artillerieangriffen auf Baghus getötet. Nach Angaben der Beobachtungsstelle kosteten die Kämpfe seit September mehr als tausend Jihadisten, über 600 SDF-Kämpfern und mindestens 380 Zivilisten das Leben.

Immer noch Anschläge

Obwohl die IS-Miliz nur noch wenige Gebiete in Syrien kontrolliert, bleibt sie eine Bedrohung, wie in den vergangenen Tagen zwei tödliche Anschläge in Nordsyrien zeigten. Bei den beiden Selbstmordanschlägen auf SDF-Einheiten und ihre US-Verbündeten in Manbij und Hassake wurden insgesamt 24 Menschen getötet, darunter zehn SDF-Kämpfer und vier US-Militärangehörige.

US-Präsident Donald Trump hatte im Dezember angekündigt, alle US-Soldaten aus Syrien abzuziehen, da die IS-Miliz besiegt sei. Die Türkei begrüßte die Ankündigung, da sie schon lange ein Ende der US-Unterstützung für die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) fordert, die das Rückgrat der SDF-Einheiten bilden. Inzwischen relativierte Trump aber die Abzugspläne wieder.

Die Türkei betrachtet die YPG als Bedrohung, da sie eng mit der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbunden sind, die seit Jahrzehnten gegen den türkischen Staat kämpft. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan vereinbarte kürzlich mit Trump die Schaffung einer "Sicherheitszone" an der türkischen Grenze, doch müssten dafür die YPG ihre Truppen aus dem Gebiet abziehen.

Am Mittwochnachmittag reiste Erdoğan zu Gesprächen mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin über das weitere Vorgehen in Nordsyrien nach Moskau. Aus Sicht der russischen Regierung wäre die beste Lösung, wenn die kurdischen Gebiete in Nordsyrien wieder unter Kontrolle (APA, 23.1.2019)