Seit einiger Zeit findet sich hinter Samsung und Apple eine neue Nummer drei am weltweiten Smartphone-Markt. Nämlich der chinesische Konzern Huawei. Vor wenigen Jahren im Westen hauptsächlich für sein Netzwerkequipment bekannt, sind mittlerweile Werbeplakate für die Geräte des Herstellers allgegenwärtig. Auch alle österreichischen Netzbetreiber führen die Handys. Die Spitzenmodell ernten kontinuierlich gute Rezensionen.

Doch während eine internationale, politische Debatte rund um Spionageverdacht und Sanktionsverstöße dem Standing von Huawei zuzusetzen droht, erblüht unter dem Dach des Konzerns eine weitere Marke: Honor. 2018 hat man nach eigenen Angaben ein Wachstum von 170 Prozent hingelegt. In China konnte man Xiaomi überholen und in einigen westlichen Märkten ist man beim Absatz ins Spitzenfeld vorgerückt. Damit soll aber nicht Schluss sein, kündigte Honor-Präsident George Zhao bei einem Gespräch mit Journalisten in Paris an.

Huawei und Honor "wie Volkswagen und Audi"

Er zeigt sich nicht nur überzeugt, dass Konzernmutter Huawei irgendwann Apple und Samsung auf die Plätze verweisen kann, sondern strebt innerhalb der nächsten drei Jahre den Aufstieg von Honor unter die größten fünf Hersteller an. Langfristig will man gar in die Top 3. Dabei beteuert er die relativ große Unabhängigkeit von Huawei. "Wir sind wie Volkswagen und Audi", so Zhao.

George Zhao zeigt das Innenleben des Honor View 20.
Foto: STANDARD/Pichler

Man teile sich Technologie und Lieferketten, habe aber ein eigenes Management-Team. Und dieses fokussiere sich darauf, junges Publikum anzusprechen. In der Tat wurde der Begriff "jung" am Launch-Event des neuen Flaggschiffs Honor View 20 geradezu mantrahaft wiederholt.

In Zukunft sollen weitere Unterscheidungsmerkmale geschaffen werden. So arbeitet Honor mittlerweile an einer eigenen Android-Oberfläche namens "Magic UI", während Huawei sein "EMUI" pflegt. Dass Ersteres von Zweiterem abstammt ist derzeit noch sehr offensichtlich, mit der Zeit sollen die Unterschiede aber wachsen.

Keine Pläne für Android Onde

Zu den Zukunftsplänen von Honor gehört auch ein 5G-Smartphone, das eventuell schon heuer erscheinen könnte. Man macht dies allerdings auch von den Telekombetreibern und der Ausbaugeschwindigkeit für die Netze mit dem neuen Funkstandard abhängig. Nicht auf der Todo-List steht vorerst ein faltbares Smartphone. Denn aktuell wäre ein solches Handy zwar auf den ersten Blick interessant, letztlich aber zu dick und zu schwer.

Ebenfalls keine Pläne gibt es für ein Android One-Smartphone, da man sich lieber auf eigene Softwarefeatures konzentriere. Auf die Frage des STANDARD, wie lange das View 20 und künftige Honor-Smartphones Versions- und Sicherheitsupdates erhalten würde, antwortete Zhao ausweichend. Man sei bemüht, Security-Patches schnell einzupflegen und auszuliefern, nachdem Google sie bereit stellt, erklärte er.

"Jugend", das Lieblingsschlagwort von Honor.
Foto: STANDARD/Pichler

Keine Angst vor Xiaomi

In "Westen" ist Honor gerade dabei, seine Präsenz zu verstärken, nach jahrelanger Absenz kehrte man im vergangenen Sommer auch nach Österreich zurück. Man gibt sich guter Dinge, obwohl diese Märkte als gesättigt gelten und Konkurrent Xiaomi ebenfalls in die Offensive geht. Dabei will man sich von einer einst reinen Online-Marke weg entwickeln und zunehmend auch im stationären Handel zu finden sein. In China laufen laut Zhao die Hälfte der Verkäufe mittlerweile über Retailkanäle.

Die USA dürften bei der aktuellen Expansion allerdings nicht eingeplant sein, nachdem Huawei unter politischem Druck seine Aktivitäten zurückgefahren hat. Zwar berichtet man den eigenen Fans dort über soziale Medien über neue Geräte, das online bestellbare Sortiment an Handys ist mittlerweile aber ein Jahr alt. (Georg Pichler aus Paris, 23.01.2018)