Mit der vergangene Woche veröffentlichten Asylstatistik für Dezember schloss das Innenministerium das Jahr 2018 offiziell ab. 871 Asylanträge wurden im letzten Monat des Vorjahres in Österreich gestellt, und diese Zahl markiert nicht nur den niedrigsten Monatswert 2018, sondern auch den niedrigsten seit April 2010.

Seit Jänner 2002, so weit reichen die publik gemachten Monatsanalysen des Innenministeriums zurück, wurden nur in acht von 204 Monaten weniger Anträge als im Dezember 2018 gestellt.

Im Jahresvergleich reiht sich 2018 mit 13.400 Anträgen an zwölfter Stelle seit 2002 ein; nur in den vier Jahren 2006, 2007, 2008 und 2010 war die Gesamtantragszahl niedriger. Die Werte lagen zuletzt auch deutlich unter der vielzitierten Obergrenze, die die Bundesregierung Faymann im Jänner 2016 beschlossen hatte.

Der Grenzwert wurde schon 2017 nicht mehr erreicht, die für 2018 angesetzte Höchstzahl von 30.000 Zulassungen wurde zu weniger als der Hälfte ausgeschöpft. Die 2018er-Zahlen lagen selbst unter dem erst für 2019 avisierten Maximum von 20.000 Anträgen.

Parallel zum Gesamtrückgang entwickelte sich auch die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Nach 2015, dem Jahr der europäischen Flüchtlingskrise mit mehr als 8.000 Anträgen von Kindern und Jugendlichen, sank ihre Zahl im Vorjahr auf den Bruchteil von weniger als 500 Minderjährigen.

Gleichzeitig mit dem Rückgang an Asylwerbern stieg der Frauenanteil unter den Antragstellern. Bis 2015 stammten rund drei Viertel der Ansuchen von Männern, dann stieg die Frauenquote auf knapp 40 Prozent.

Im langjährigen Vergleich war jeweils der Herbst die antragsstärkste Jahreszeit. Diesen Trend verstärkte der hohe Influx an Asylgesuchen im Zeitraum von September bis November 2015.

Die zehn antragsstärksten Nationen der vergangenen zehn Jahre waren in dieser Reihenfolge: Afghanistan (54.861 Anträge), Syrien (54.619), Irak (20.689), Russische Föderation (13.591), Pakistan (10.801), Iran (10.076), Nigeria (7.079), Somalia (6.905), der Kosovo (6.089) und Algerien (4.597).

Die zehnjährigen Verläufe zeigen teils stark abweichende Trends: Anträge von Angehörigen des Bürgerkriegsstaats Syrien begannen ab 2013, immer größere Anteile einzunehmen. Umgekehrt sanken die Quoten der Russischen Föderation (bei deren Antragstellern es sich vornehmlich um Ex-Bewohner der Teilrepublik Tschetschenien handelt), Pakistans und des Kosovo. Für durchgehend hohe Werte sorgten Asylwerber aus Afghanistan.

Die schiere Zahl der Anträge sagt allerdings noch nichts über die Chance auf Anerkennung für Angehörige verschiedener Nationen aus. Syrer hatten 2018 mit einer Quote von 90 Prozent die größte Aussicht, einen rechtskräftig positiven Asylbescheid in Österreich zugestellt zu bekommen. Auch Iraner (75 Prozent) dürfen sich größere Chancen ausrechnen.

Nigerianer (1,5 Prozent) und Georgier (0,5 Prozent) haben dagegen de facto kaum eine Aussicht auf Schutz in Österreich. Bei der größten Gruppe, Personen aus Afghanistan, hängt die Anerkennungsquote stark vom Geschlecht ab.

Unter den afghanischen Männern pendelte sich die Quote von Zuerkennungen zwischen etwa 30 und 45 Prozent ein, während die Asylanträge afghanischer Frauen mit bis zu 80 Prozent positiv erledigt wurden – bei einer von 2015 bis heute steigenden Quote. In Summe ergibt das eine Anerkennungsrate von mehr als 50 Prozent. (Michael Matzenberger, 19.2.2019)