Dortmund – Jede Körperzelle benötigt Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Proteine und Fette, um ihre Aufgaben erfüllen zu können, sich zu erhalten oder zu teilen. Das Gleiche gilt auch für Krebszellen. Diese können Fettsäuren selbst herstellen, um Zellteilung und Tumorwachstum zu ermöglichen. Unter Stressbedingungen sind Krebszellen dazu deutlich weniger in der Lage und müssen daher auf anderem Wege ihre Fettversorgung sicherstellen, wie nun Cristina Cadenas und ihr Team von der TU Dortmund beobachten konnten.

Unter Einfluss von Stress setzen einige Brustkrebszellen zur Versorgung mit Fett auf das Enzym "Endotheliale Lipase G" (LIPG). Konkret stellen die Brustkrebszellen LIPG her, schleusen es an die äußere Zellmembran und können dadurch komplexe Fette aus dem Blutkreislauf abfangen und verstoffwechseln. Auf diese Weise füttert LIPG die Brustkrebszelle mit "mundgerechten" Fettsäuren. Gleichzeitig schützen sich die Brustkrebszellen mit Hilfe des LIPG gezielt vor schädigenden Einflüssen durch oxidativen Stress.

Je mehr LIPG desto höher das Risiko für weitere Metastasen

Die Wissenschafter deaktivierten in ihrer Studie das LIPG-Gen, sodass die Brustkrebszellen kein LIPG herstellen konnten. Ohne LIPG starben viele der Zellen unter dem Einfluss von oxidativem Stress. Die Forscher konnten zudem einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem sehr hohen LIPG-Gehalt des Tumors und der metastasenfreien Zeit der Patientinnen nachweisen. "Je mehr fettspaltendes Enzym produziert wird, desto höher ist das Risiko für weitere Metastasen", erklärt Cadenas.

Die Molekularbiologin vermutet: "Das könnte daran liegen, dass LIPG die Brustkrebszellen vor oxidativem Stress schützt und überlebensfähiger macht". Dieser Zusammenhang wurde in Daten von Patientinnen beobachtet, bei denen der Primärtumor zunächst chirurgisch behandelt wurde und bei denen keine Metastasen in den Lymphknoten vorhanden waren. Ob eine Deaktivierung von LIPG oder eine Blockierung der Fettversorgung als therapeutische Maßnahme bei Brustkrebs in Frage kommt, muss jedoch noch erforscht werden, betonen die Studienautoren. (red, 24.1.2018)