Eine Studie der Wirtschaftsforscher vom ZEW lässt kein gutes Haar an den Methoden von Hotelbuchungsportalen wie Booking.com und Expedia.

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Wien – Das deutsche Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) kritisiert das Vorgehen von Hotelbuchungsportalen als wenig transparent und kundenfreundlich. Konkret ist den Wirtschaftsforschern bei den Portalen Booking.com und Expedia folgendes Vorgehen ein Dorn im Auge: Bietet ein Hotel auf anderen oder der eigenen Website einen günstigeren Preis als auf dem jeweiligen Buchungsportal, wird es in den empfohlenen Suchergebnissen weiter hinten gereiht. Und zwar nach folgender Daumenregel: umso größer der Preisunterschied, desto stärker die Auswirkung auf die Positionierung.

"Die Ranglisten der Buchungsportale sind intransparent", kritisiert Reinhold Kesler, ZEW-Forscher und Mitautor der Studie. "Der Verbraucher bekommt den Eindruck, dass die Anordnung der Suchergebnisse den typischen Bedürfnissen nach einem günstigen Preis bei hoher Qualität entspricht." Dieses Vorgehen sei "zwar für das Portal zur Gewinnmaximierung relevant", müsse aber nicht im Einklang mit den Kundeninteressen stehen, betont Kesler. Das könne zu einer niedrigen Suchqualität für Nutzer führen.

Oft auf Hotelwebsite günstiger

Für die Studie wurden 18.000 Hotels in 250 Städten von Juli 2016 bis Jänner 2017 verfolgt und die Suchergebnisse auf Booking.com, Expedia und der Metasuchseite Kayak vergleichen. Dabei stellten sie Forscher fest, dass ein wesentlicher Teil der Beherbergungsbetriebe die Preise über verschiedene Vertriebskanäle staffelt. So bietet etwa jedes vierte Hotel auf der eigenen Website günstigere Preise an.

Ende des Vorjahrs hatte das deutsche Bundeskartellamt Kritik an den Methoden solcher Vergleichsportale geäußert und "eine Anzahl von möglichen Rechtsverstößen" geortet. Einer der Kritikpunkte der Kartellwächter: Es fehle zumeist an Erklärungen, wie die Reihung der Suchergebnisse und die Empfehlungen der Portale zustande kommen.

Keine hohen Preise

Die Rankings basierten auf einem automatisierten, auf Kundenfeedback aufgebautem Algorithmus, erläutert Booking.com. Dabei sei "die Konversionsrate der stärkste Einflussfaktor", also gewissermaßen die Quote, mit der aus Interessierten Kunden werden. "Kunden neigen gerne dazu, keine Unterkünfte mit erhöhten Preisen zu buchen. Unsere Daten belegen, dass Partner negative Auswirkungen auf das Geschäft, das sie auf der Plattform generieren können, sehen, wenn sie nicht die besten Preise auf Booking.com angeben."

Bei Hotels spielen Buchungsportale generell eine immer gewichtigere Rolle. Einer Auswertung der Hochschule für Wirtschaft und Tourismus im Wallis zufolge lag deren Anteil im Jahr 2017 bereits bei 29 Prozent aller Zimmerbuchungen. (aha, 24.1.2019)