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Mario Draghi gab den Finanzmärkten am Donnerstag einen wichtigen Hinweis.

Foto: Reuters/KAI PFAFFENBACH

Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hat den Finanzmärkten in Sachen Zinspolitik einen Hinweis gegeben und lässt damit eine Erhöhung heuer weniger wahrscheinlich erscheinen. Die Börsen würden eine erste Anhebung erst im Jahr 2020 erwarten. Dies zeige, dass sie die EZB verstanden hätten, sagte der Italiener. Am Donnerstag ließ die EZB den Leitzins wie erwartet bei null Prozent.

Wenig Verständnis zeigte allerdings Andreas Bley, Chefvolkswirt des deutschen Bankenverbands BVR: Die Konjunktur im Euroraum dürfte in diesem Jahr zwar schwächer ausfallen, aber nahe dem Potenzialwachstum expandieren. "Daran gemessen erscheint uns die EZB aktuell zu zögerlich", kritisierte Bley. "Die EZB sollte sich klar zu einem ersten Zinsschritt in 2019 bekennen."

Analyst Patrick Krizan von Raiffeisen Research glaubt indes noch an eine Erhöhung des Bankeneinlagensatzes, der bei minus 0,4 Prozent liegt. "Da wir im Laufe des Jahres mit einem nachhaltigen Anziehen der Teuerung getragen von einer dynamischen Lohnentwicklung rechnen, sehen wir die nach wie vor die Voraussetzungen für ein Ende der Negativzinspolitik bis Jahresende als gegeben", argumentiert Krizan. "Daher bleiben wir bei unserem Szenario einer Anhebung des Einlagesatzes im dritten Quartal 2019."

Schwache Konjunkturdaten

Nach der jüngsten Serie schwacher Konjunkturdaten waren Ökonomen mehrheitlich zu der Einschätzung gekommen, dass die EZB eine Zinserhöhung hinauszögern dürfte. Nach dem Wink Draghis am Donnerstag gehen Marktteilnehmer nur noch von einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent für eine Anhebung im Jahr 2019 aus.

Laut offizieller Sprachregelung der EZB wird der Leitzins, der seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent liegt, 2019 "über den Sommer hinweg" nicht angetastet werden. Zudem will die Notenbank auch nach einer Zinswende noch für längere Zeit fällig werdende Anleihen aus ihrem Bestand ersetzen. (aha, 24.1.2019)