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Roger Stone wurde am Freitag verhaftet.

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Roger Stone nach seiner Haftentlassung am Freitagabend in Florida.

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Washington / Fort Lauderdale – Die Liste an Trump-Vertrauten, die befürchten müssen, Bekanntschaft mit einem US-Bundesgefängnis zu machen, wurde Freitagmorgen länger: Roger Stone, langjähriger Verbündeter von US-Präsident Donald Trump, ist am Morgen in seinem Haus in Florida von der Bundespolizei FBI verhaftet worden. Der 66-Jährige wurde von Sonderermittler Robert Mueller in sieben Punkten angeklagt, darunter Justizbehinderung, Falschaussage gegenüber Bundesbeamten und versuchte Zeugenbeeinflussung. Nach seiner ersten Gerichtsanhörung wurde er nach Zahlung einer Kaution von 250.000 Dollar wieder freigelassen. In einer Stellungnahme nach seiner Haftentlassung bestritt Stone die Anklagepunkte, die ihm zu Last gelegt werden.

Das FBI verhaftete Roger Stone am Freitag in seinem Haus in Florida.
CNN

Seit Mai 2017 geht Sonderermittler Robert Mueller der Frage nach, ob und wie Russland den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016 zu Gunsten von Trump beeinflusst hat. Und wichtiger noch, ob Mitglieder aus Trumps Wahlkampfteam dabei halfen oder über Russlands Kampagne informiert waren. Die Anklageschrift gegen Stone fördert in diesem Zusammenhang ein explosive Detail ans Tageslicht: Laut Ermittlern kontaktierten Mitglieder aus Trumps Wahlkampfteam Stone im Präsidentschaftswahlkampf 2016, um mehr über anstehende Veröffentlichung von Wikileaks während des Wahlkampfes erfahren.

Die Enthüllungsplattform hatte mitten im US-Wahlkampf gestohlene E-Mails aus dem Wahlkampfteam der Demokratin Hillary Clinton veröffentlicht. Die Ermittler gehen davon aus, dass Hacker im Auftrag des russischen Geheimdienstes die E-Mails gestohlen haben.

Laut Anklageschrift erkundigten sich Mitglieder aus Trumps Wahlkampfteam über künftige Veröffentlichungen durch Wikileaks.

In einer ersten Stellungnahme sagte Sarah Huckabee-Sanders, die Pressesprecherin des Präsidenten: "Das hat nichts mit dem Präsidenten oder dem Weißen Haus zu tun."

US-Präsident tweetete am Freitagabend: "Größte Hexenjagd in der Geschichte unseres Landes! KEINE ABSPRACHEN!"

Nixon-Anhänger

Stone begann seine Karriere in der Politik als Mitarbeiter im Wahlkampf von Präsident Richard Nixon – er trägt auch eine Tätowierung des zurückgetretenen Präsidenten am Rücken. Trump kennt Stone seit Jahrzehnten; als der Immobilientycoon bekanntgab, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, war Stone das erste Mitglied seines Wahlkampfteams.

Allerdings zerstritten sich die beiden, und Stone verließ das Wahlkampfteam. Richtig trennen konnte sich Trump jedoch nie von Stone und so bleib der 66-Jährige weiter informeller Berater des späteren US-Präsident.

Keine Überraschung

Überraschend kommt die Verhaftung jedenfalls nicht, selbst Stone rechnete mit einer Anklage. Er hat jedoch immer wieder angekündigt, nicht gegen Trump aussagen zu wollen. Er werde "unter keinen Umständen" gegen den Präsidenten aussagen, "weil ich falsche Aussagen gegen ihn machen müsste", sagte er im Dezember im Sender ABC. "Ich müsste Dinge erfinden, und das werde ich nicht tun."

Ermittler haben im vergangenen Jahr bereits zahlreiche Freunde und Geschäftspartner Stones befragt und wollten unter anderem Auskunft über dessen Kontakte zu Wikileaks. Darüberhinaus gab Stone öffentlich zu, mit "Guccifer 2.0" in Kontakt gestanden zu sein. US-Bundesermittler vermuten hinter dem Pseudonym russische Geheimdienstmitarbeiter, die E-Mails aus Clintons Wahlkampfteam gestohlen haben sollen, um sie mitten im US-Präsidentschaftswahlkampf zu veröffentlichen.

Verurteilungen

Sollte Stone verurteilt werden, wäre er nicht der erste Trump-Vertraute, der ins Gefängnis muss. Im Zuge von Muellers Ermittlungen wurden bereits mehrere Personen aus Russland und aus dem Umfeld Trumps angeklagt oder verurteilt – darunter Trumps früherer Wahlkampfchef Paul Manafort. (Stefan Binder, 25.1.2019)