Caracas/Wien – Die schwere wirtschaftliche und politische Krise in Venezuela hat in den vergangenen Jahren die Wirtschaft kollabieren lassen. Die Wirtschaft schrumpft seit 2014, Hyperinflation und Versorgungsmangel machen das tägliche Leben zu einem Spießrutenlauf. Armut und Säuglingssterblichkeit sind dramatisch gestiegen. Die großen Ölreserven haben das Land diesmal nicht vor einem Wirtschaftskollaps bewahrt.

Für 2019 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) für Venezuela mit einer Inflationsrate von 10 Millionen Prozent, im vergangenen Jahr waren es 1,37 Millionen Prozent. 2018 ist das venezolanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Schätzungen um 18 Prozent gesunken, im Jahr 2017 waren es minus 14 Prozent und 2016 waren es minus 16,5 Prozent. In den vergangenen Jahren sind zwei bis drei Millionen Venezolaner – rund ein Zehntel der Bevölkerung – ausgewandert.

Wirtschaftskammer-Standort geschlossen

Die österreichische Wirtschaftskammer hat Mitte 2018 aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Situation das Außenwirtschaftscenter Caracas geschlossen. Seitdem wird das Land von der Geschäftsstelle in Bogota (Kolumbien) betreut. "Venezuela befindet sich derzeit in einer schweren Wirtschaftskrise und kurzfristig ist kein Ausweg in Sicht. Selbst steigende Ölpreise können die Defizite in der Erdölproduktion nicht wettmachen", schreibt die Wirtschaftskammer in einer Länderanalyse. Eine extreme Devisenknappheit beinträchtige die Importe und die unsichere Rechtslage verhindere ausländische Investitionen.

Die Exporte von Österreich nach Venezuela sind fast zum Erliegen gekommen. Im Jahr 2017 wurden Waren im Wert von 11 Mio. Euro von Österreich nach Venezuela ausgeführt. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 waren es 55 Mio. Euro und 2015 waren es 139 Mio. Euro. Die Ausfuhren von Venezuela nach Österreich pendelten in den vergangenen Jahren zwischen 1 und 6 Mio. Euro.

Vorarlberger Alpla will vor Ort bleiben

Das Vorarlberger Verpackungsunternehmen Alpla beschäftigt in seinen Betrieben in Venezuela über 300 Mitarbeiter. Alpla hat in Venezuela vier Betriebe, in zwei davon wird noch produziert. Auch Alpla habe gute Mitarbeiter verloren, da diese Venezuela längst verlassen haben, sagte Alpla-Chef Günther Lehner den "Vorarlberger Nachrichten" (Freitagausgabe). 1968 hat Alpla das erste Werk in Venezuela eröffnet. "Die mangelnde Grundversorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Gütern des täglichen Bedarfs ist zu einem gravierenden Problem geworden."

Alpla will Venezuela trotz wirtschaftlicher Krise nicht verlassen. "So lange wir Kunden haben, die unsere Verpackungen benötigen, werden wir auch in Zukunft weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um unsere Produktion vor Ort aufrechtzuhalten. Das sind wir nach 50 Jahren Präsenz unseren Kunden und Mitarbeitern schuldig", so der Alpla-Chef. (APA, 25.1.2019)