In Österreich und Deutschland erleiden Mütter nach der Karenz viel höhere Einkommenseinbußen als etwa in Skandinavien.

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Wien – Vor allem in Österreich müssen Frauen, die nach der Elternkarenz in den Beruf zurückkehren, auch langfristig mit Einkommenseinbußen rechnen, wie eine aktuelle Studie der Princeton-Universität zeigt – DER STANDARD hat berichtet. Die Ergebnisse lösten in den Reihen der Opposition deutliche Kritik an der türkis-blauen Koalition aus. Konkret die Berechnung, dass über zehn Jahre betrachtet Österreicherinnen um 51 Prozent weniger Einkommen haben als vor der Geburt. Bei Männern gibt es hingegen keinen Unterschied.

Transparente Löhne und mehr Kinderbetreuung

Für die auseinanderklaffende Einkommensschere nach der Karenz nimmt SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek die Regierung in die Pflicht: Es brauche ein Lohntransparenzgesetz, die gesetzliche Anrechnung der Karenzzeiten bei Lohnvorrückungen und einen Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Kinderbetreuungsplatz, listet die Ex-Frauenministerin per Aussendung am Freitag auf.

Die Anrechnung von Karenzzeiten bei Lohnvorrückungen und anderen Begünstigungen in einem Betrieb wurde bisher kollektivvertraglich geregelt. Zuletzt konnte die Anrechnung im Handel ausgeweitet werden. Für Barbara Teiber, Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) müsse jedoch eine Regelung auf Bundesebene her. "Es ist eine Chuzpe und eine Frechheit gegenüber tausenden Müttern, dass ÖVP-Klubobmann Wöginger die von ihm angekündigte gesetzliche Karenzzeitanrechnung wieder abgesagt hat", betont sie am Freitag.

Furcht vor Trennung

Für Maria Stern, Parteiobfrau der Liste Jetzt, ergibt sich aus der ungleichen Einkommenssicherheit ein weiteres Problem für Betroffene: "Eine Mutter, die weiß, dass sie nach einer Trennung oder Scheidung vor dem ökonomischen Abgrund steht, verlässt den gewalttätigen Partner nicht so leicht. Das muss sich ändern."

Stern plädiert für eine gerecht verteilte Karenz und die gleichteilige Elternteilzeit, um Einkommensunterschiede zu verringern: "Da hinkt die Politik dem Wunsch vieler junger Eltern hinterher." Außerdem würde der neu eingeführte Familienbonus, eine Rrückvergütung der Einkommenssteuer von 1.500 Euro pro Kind, diejenigen belohnen, die weniger unbezahlte Hausarbeit machen – in der regel Männer.

Aufteilung von Karenzzeiten

Auch Frauensprecherin von den Neos, Claudia Gamon, sieht Handlungsbedarf: Eine gleichwertige Aufteilung von Karenzzeiten auf Mütter und Väter würde die Einkommensunterschiede nach dem Wiedereinstieg in den Beruf reduzieren. Es brauche individuelle Karenzansprüche für Väter und Mütter von bis zu 18 Monaten, inklusive Möglichkeiten zur Überlappung, lautet der Vorschlag der Pinken. Auch Gamon sieht die Rolle der türkis-blauen Familienförderung negativ: Maßnahmen wie der Familienbonus würden den derzeitigen Effekt weiter verstärken. (slp, 25.1.2019)