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Melinda Esterházy-Ottrubay führte die beiden Familien zusammen. Anton Esterházy ...

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... und Stefan Ottrubay streiten ums Familiensilber.

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Natürlich wäre das eigentlich jene Privatsache, als welche man die Angelegenheit bei den Betroffenen nun betrachtet sehen möchte. Die heißen aber nicht Hinz oder Kunz. Sondern Krethi und Plethi. Da wird so etwas schnell zu einer Haupt- und Staatsaktion; und die dann zum Thema nicht nur des Getratsches, sondern auch des Geredes, das nur dann nicht abrutschen würde ins Geraune, würde sich die Familie Ottrubay dazu entschließen, die Angelegenheit nicht mehr nur als Privatsache zu behandeln.

Immerhin geht es um Esterházy. Und da ist nichts privat. Das hat nicht zuletzt Stefan Ottrubay selbst bewiesen, der mit dem Land Burgenland nach jahrelangem multiplem Streit unlängst erst den Rechtsfrieden vereinbaren konnte. Da begegneten einander Gegner auf ziemlicher Augenhöhe. Das Land verwaltet ein jährliches Budget von 1,1 Milliarden Euro. Ottrubay als Verwalter des Esterházy'schen Vermögens wirtschaftet mit einem Nettovermögen von rund 800 Millionen, in dem die Prachtimmobilien – Schloss Eisenstadt, Lackenbach und Burg Forchtenstein – sowie die Sammlungen gar nicht berücksichtigt sind, weil deren Erhaltung ja der zentrale Stiftungsauftrag sei, und eben nicht verkauft und damit bewertet werden könnten.

"Sagenhaft" und "unermesslich"

Bei der Einschätzung der Esterházy'schen Werthaltigkeiten hat man Jahrhunderte hindurch zu Superlativen gegriffen: "Sagenhaft" sei der Reichtum, "unermesslich". Als der 15-jährige Goethe 1764 durch die protzigen Festilluminationen der Gesandtschaften anlässlich der Frankfurter Königswahl von Josef II. strawanzt ist, verband sich ihm mit dem Namen Esterházy so stark das Wort "Feenreich", dass er es wert hielt, dies in seiner Autobiografie festzuhalten.

Kein Wunder also, dass der Name bis heute schillert wie ein Karfunkelstein. Gerne wird spekuliert, die erst als Entführung gehandhabte Abholung der 88-jährigen Mutter von Stefan Ottrubay stehe im Zusammenhang mit dem Streit ums Esterházy-Vermögen.

Das Gefühl der Ausbootung

Diesbezüglich kämpft Stefan Ottrubay allerdings längst schon an einer Front, an der es nur noch Geplänkel gibt. Die gemäß altem Hausrecht fürstliche Familie des Majoratherrn Anton und dessen Sohn Paul-Anton lässt nichts unversucht, dem gewissermaßen geschäftsführenden Fürsten, Stefan Ottrubay eben, in die Parade zu fahren. Man fühlt sich ausgebootet. Und fürchtet wohl nicht ganz zu Unrecht, zum bloßen Markennamen zurückgestuft zu werden im nunmehr Ottrubay'schen Firmenimperium.

Paul V. Esterházy, der einst noch über mehr als 160.000 Hektar in Ungarn, Österreich und der Slowakei gebot, starb 1989 kinderlos im Schweizer Exil. Seine Witwe Melinda, geborene Ottrubay, war Alleinerbin der burgenländischen Domäne, immerhin 44.000 Hektar, die ein burgenländischer Hausmeier – die Anwaltskanzlei Schreiner – mit beinahe ärarischer Umsicht verwaltete.

Stiftungen und Fideikommiss

1993 wurde unter dem SPÖ-Finanzminister Ferdinand Lacina in Österreich ein großzügiges Stiftungsrecht etabliert. Gemeinsam mit ihrem Bruder, Josef Ottrubay, entschied man sich, das Erbe in drei Privatstiftungen einzubringen. Operativ gemanagt wird das Vermögen von der Esterházy-Betriebs GmbH, unter der das Basaltwerk Pauliberg im Südburgenland ebenso firmiert wie etwa das Seebad Breitenbrunn, Forste in der Slowakei und Rumänien, Freizeitsiedlungen wie etwa jene am Schotterteich in Trajstof/Trausdorf. Anvertraut hat Melinda das alles dem Geschäftssinn ihres Neffen Stefan, der mit 327 Mitarbeitern zuletzt 53 Millionen Euro umgesetzt hat.

Die Stiftungen hatten und haben den Zweck, die sieben Esterházy-Zwetschgen zusammenzuhalten, so wie einst das Fideikommiss. Familienoberhaupt Anton und sein Sohn, Familiensprecher Paul Anton, bemäkeln, dass eine entsprechende Präambel mit dem Verweis aufs alte Fideikommiss mit seinem Prinzip der Primogenitur entfernt worden sei aus den Urkunden, um die Esterházys endgültig durch die Ottrubays auszubooten.

Mitglied des Heldenordens

Die haben durchaus adelige Wurzeln. Magnaten freilich waren sie nie. Die 1920 geborene und 2014 in Eisenstadt verstorbene Melinda Esterházy-Ottrubay, in der Zwischenkriegszeit Primaballerina an der Budapester Oper, war die Tochter von Rosa und Dezsö Ottrubay, Präsident des Budapester Oberlandesgerichts und "Vitéz", Mitglied des königlich-ungarischen Heldenordens.

Melinda und Paul (als Mitangeklagter im Schauprozess gegen Kardinal Mindszenty 1949 zu 15 Jahren verurteilt) entkamen während des 1956er-Aufstandes in den Westen. In Zürich wartete bereits Melindas Bruder Josef. Er war verheiratet mit Magdolna Terézia von Arentschildt, deren Vater der Chef des königlichen Gestüts in Bábolna bei Gyor gewesen ist und gern auch bei Wettbewerben die Kutschen des Franz Esterházy pilotiert hat. Und diese Magdolna Terézia Ottrubay, Mutter von fünf Kindern, steht seit Dienstag im aufgeregten öffentlichen Interesse, das es nicht übers Herz bringen will, die Angelegenheit nur als Privatsache anzusehen. (Wolfgang Weisgram, 27.1.2019)