Die Zahlen sind eindrucksvoll: Um 15 Prozent stieg die Zahl der Besucher in den Bundesmuseen und im musealen Bereich der Nationalbibliothek im vergangenen Jahr. In absoluten Zahlen heißt das: 6,5 Millionen Besucher, um 800.000 Menschen mehr als 2017.

Angesichts dieser Rekordzahlen ist aber nicht nur Jubel angesagt. Die Steigerung geht nämlich zu einem großen Teil auf das Konto des wachsenden Tourismus. Im Belvedere machen Wien-Besucher über 80 Prozent der Eintritte aus, in der Albertina sind es über 60 Prozent. Über das Kunsthistorische Museum liegen zwar keine Detailzahlen vor, die Bruegel-Ausstellung lockte aber eine gewaltige Zahl an Touristen an. Erstmals in der Geschichte des Hauses mussten Zeitfenstertickets ausgegeben werden. Im Belvedere überlegt man sich ab Sommer Ähnliches.

Dieses Ungleichgewicht führt zu Problemen: Je mehr Touristen kommen, umso unattraktiver werden Museen für die lokale Bevölkerung. In London verlor man aus diesem Grund über eine Million einheimische Besucher. Auch verzerrt es den Wettbewerb: Kleinere Häuser profitieren von Touristen weit weniger als große. Ein anspruchsvolles Programm zu fahren und nicht auf den nächsten Blockbuster zu setzen wird für sie immer schwieriger.

Immer größer und immer mehr lautet schon seit längerem die Devise der musealen Zugpferde. Damit sollte langsam Schluss sein. (Stephan Hilpold, 25.1.2019)