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Why so serious?

Foto: Reuters/Su

Der Platz hier würde kaum reichen, um alle 73 Turniersiege von Tennisspieler Novak Djokovic anzuführen. Und schön langsam wird es auch mit den Grand Slams knapp. Jetzt schnappte sich der Serbe bei den Australian Open seinen 15. Sieg bei einem der vier größten Tennisturniere des Jahres. In Melbourne ist es gar schon der siebente, das hat noch keiner geschafft. Djokovic, auch "Djoker" genannt, ist einer der besten Spieler aller Zeiten.

1987 in Belgrad geboren, ist Djokovic der jüngste der drei Dominatoren im Tennis der letzten 15 Jahre. Roger Federer (37) tingelt im Spätherbst seiner Karriere, Rafael Nadal (32) muss den Körper immer wieder seinem intensiven Spiel unterordnen. Djokovic wirkt fitter und besser denn je. 2017 musste der zweifache Vater eine Pause einlegen, der Ellbogen zwickte zu sehr.

Das Comeback schleppte sich nur kurz. Körperlich und emotional. Und trotzdem: Vor sechs Monaten war Djokovic in der Weltrangliste beispielsweise noch hinter dem US-Amerikaner Jack Sock. Dabei hatte er schon in Wimbledon zurück in jene Spur gefunden, die ihn ungebremst wieder ganz nach oben führte. In London gewann er das erste Grand Slam seit seinem Comeback, auch bei den US Open war dem 31-Jährigen kein Gegner gewachsen. Das Jahr beendete er als Nummer eins, in Melbourne ließ sein überragendes Spiel im Finale gegen Nadal die Tenniswelt staunen.

Die Waffe und die Ecke

Djokovics wohl größte Waffe ist die Entschärfung des gegnerischen Aufschlags. Die halbe Miete im Tennis. Viele wissen das, aber der Rechtshänder hat es perfektioniert. Und: Der vielleicht beste Rückspieler aller Zeiten hat Antworten, noch bevor der Gegner im Spiel eine Frage gestellt hat. Man sagt dazu gern antizipieren, der Djoker hinterlässt sein Gegenüber nur zu oft mit einem Schulterzucken.

Wenn der Ball nicht im Spiel ist, ist Djokovic meist lustig. Er will der Gute sein, sucht fast schon krampfhaft die Anerkennung des Publikums. Ein Späßchen mit dem Ballkind hier und eine Grimasse da wuchten den Serben in so manches Herz der Tennisfans. Aber es geht auch anders: In den wenigen Krisen seiner Karriere (846 Siege stehen 176 Niederlagen gegenüber) grantelte er schon mal ordentlich, da gab er sich unnahbar, an der Grenze zur Überheblichkeit. Wenn der Djoker in der Ecke ist, wird es ernst, ja ungemütlich. Derzeit ist die Ecke aber verstaubt. Und Djokovic nicht nur der Gute, sondern wohl gar der Beste. (Andreas Hagenauer, 27.1.2019)