Entspannung nach dem Triumph: Novak Djokovic.

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Melbourne – Die drei erfolgreichsten Tennis-Herren der Grand-Slam-Geschichte gehören der aktuellen Spieler-Generation an. Auch wenn Roger Federer (20 Einzeltitel), Rafael Nadal (17) und Novak Djokovic (15) bereits knapp oder auch recht klar über 31 Jahre alt sind, dieses Trio treibt sich zu weiteren Glanztaten und wehrt so die Angriffe der Jüngeren ab. So endeten auch die Australian Open 2019 in Melbourne.

Die Finalpaarung Djokovic gegen Nadal bot ein gewohntes Bild, nachdem die Nummern eins und zwei im Halbfinale deutliche Siege gegen die deutlich jüngeren Lucas Pouille (FRA/24 Jahre) bzw. vor allem Stefanos Tsitsipas (GRE/20) gefeiert hatten. Dieses Duo rückte am Montag in der Weltrangliste auf die Plätze 17 bzw. 12 vor. Noch hat Nadal aber fast dreimal so viele Punkte wie Tsitsipas und Djokovic sogar mehr als das Vierfache. Die beiden distanzierten nun auch Federer.

Federer nur noch Nummer 6

Der Schweizer ist nach seinem Achtelfinal-Out als Titelverteidiger nur noch die Nummer sechs, lediglich 640 Punkte vor dem achtplatzierten Niederösterreicher Dominic Thiem. Heuer nimmt der 37-Jährige nach längerer Pause wieder einmal die Sandplatz-Saison in Angriff, beim Grand Slam in Paris wird Federer somit wie der im "Down Under"-Finale 6:3,6:2,6:3 siegreiche Djokovic zu den Herausforderern des dortigen elffachen Triumphators Nadal zählen.

Der Eidgenosse wird nach den aktuellen Eindrücken wohl noch zulegen müssen, um auch etwa in zehn Jahren noch Rekord-Grand-Slam-Sieger zu sein. Denn neben dem bärenstarken Djokovic kündigte Nadal nach seinem überaus überzeugenden Lauf ins Finale noch besser zu werden. "Das einzige, was ich wahrscheinlich brauche, ist Zeit und mehr Matches. Ich war zwei Wochen lang in einer offensiven Position, aber ich wusste, dass das im Finale nicht der Fall ist."

Djokovic auf höchstem Level

Djokovic habe beim 28. Sieg gegen den Iberer in deren 53. Duell besser als im Turnier davor gespielt. "Wenn er so gut spielt, ist es für jeden schwierig", erklärte der 32-jährige Nadal. "Wenn er auf diesem Level spielt, ist es so schwierig, gegen ihn um Siege zu spielen." Der Turniersieger von 2009 räumte aber auch ein, nach fünf Monaten Matchpause körperlich nicht voll auf der Höhe gewesen zu sein. "Mit dieser großen Herausforderung vor mir, hätte ich da noch ein bisschen mehr gebraucht."

Djokovic hingegen ist schon wieder auf der Höhe, was drei Major-Titel in Folge eindrucksvoll beweisen. Das große Ziel des Serben neben dem Einholen von Federer in der Grand-Slam-Titelstatistik ist sein zweiter "unechter" Grand Slam sowie der erste echte mit dem Gewinn aller vier Major-Titel in einem Kalenderjahr. Auf beiden Ebenen werden die French Open da wohl die größte Herausforderungen für den "Djoker" sein. Bisher zählt der Familienvater einen Paris-Titel sein Eigen (2016).

Im Augenblick des Triumphs blickte "Nole" noch einmal zwölf Monate zurück, denn Anfang Februar 2018 hatte er sich einer Ellbogen-Operation unterziehen müssen. "Ich hatte so eine Erfahrung davor noch nie in meiner Karriere", sagte Djokovic in einer Videobotschaft an seine Fans. "Vier, fünf Monate lang musste ich mich auf dem Tennis-Court erst wieder finden und erst wieder das Vertrauen erarbeiten, mit dem ich jetzt spiele. Ich möchte euch allen für die enorme Unterstützung danken."

Im Match zu seinem siebenten Australian-Open-Titel schaffte es Djokovic, Nadal seine Vorhandstärke zu rauben. War dessen Bilanz bis zum Endspiel mit der Vorhand 100 Winner und 116 unerzwungene Fehler, lautete diese Gegenüberstellung für das Finale 11:28. So gewann Nadal von der Grundlinie 29,5 Prozent der Punkte, davor waren es 59 im Lauf des Turniers gewesen. Das wartete mit mehr als 780.000 Zuschauern mit einem neuen Rekord auf, 2018 waren es 743.667 Besucher gewesen. (APA; 28.1.2019)

Weltrangliste

1. ( 1) Novak Djokovic (SRB) 10.955 Punkte
2. ( 2) Rafael Nadal (ESP) 8.320
3. ( 4) Alexander Zverev (GER) 6.475
4. ( 5) Juan Martin del Potro (ARG) 5.060
5. ( 6) Kevin Anderson (RSA) 4.845
6. ( 3) Roger Federer (SUI) 4.600
7. ( 9) Kei Nishikori (JPN) 4.110
8. ( 8) Dominic Thiem (AUT) 3.960
9. ( 10) John Isner (USA) 3.155
10. ( 7) Marin Cilic (CRO) 3.140

Weiter:

41. ( 45) Nicolas Jarry (CHI) 1.015 *
95. ( 89) Christian Garin (CHI) 610 *
154. (141) Dennis Novak (AUT) 352
176. (180) Sebastian Ofner (AUT) 293
197. (207) Jurij Rodionov (AUT) 262
256. (246) Gerald Melzer (AUT) 182
275. (271) Lucas Miedler (AUT) 153
290. (289) Jürgen Melzer (AUT) 133
325. (331) Marcelo Tomas Barrios (CHI) 84 *

* = Mögliche Davis-Cup-Einzelspieler Freitag/Samstag in Salzburg gegen Österreich.