Wer derzeit in Madrid ein Taxi will, sucht vergebens. Denn die Fahrer sind seit acht Tagen im unbefristeten Streik. Sie wollen eine stärkere gesetzliche Regulierung ihrer Konkurrenten: der "Fahrzeuge mit Chauffeur" (VTC). Diese schwarzen Limousinen fahren fast ausschließlich für die US-amerikanische Plattform Uber und die spanische Cabify. Madrids Taxler verlieren seit Jahren an Marktanteil.

Das wollen sie nun stoppen. Seit Beginn des Streiks blockieren die Taxifahrer wiederholt die Stadtautobahn und die Zufahrten nach Madrid. Am Montag räumte die Polizei mit Gewalt eine der größten städtischen Verkehrsadern. Dort hatten die Taxifahrer mit ihren Pkws die Nacht von Sonntag auf Montag verbracht.

Fitur, also das jährliche Treffen der Tourismusbranche und damit eine der wichtigsten Messen in der spanischen Hauptstadt, wurde vergangene Woche regelrecht belagert. Selbst König Felipe VI. musste auf Umwegen auf das Gelände gebracht werden. Barrikaden aus Autoreifen werden immer wieder in Brand gesteckt. Es kam zu Handgreiflichkeiten mit der Polizei.

Verletzte bei Protesten

Bei Auseinandersetzungen zwischen Taxifahrern, die ähnlich wie die französische Protestbewegung gelbe Warnwesten trugen, mit VTC-Chauffeuren gab es sogar Verletzte. Ein Taxifahrer wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.

Drei Dinge bringen die Taxifahrer besonders in Rage. Zum einen nehmen ihnen die VTCs, die anfänglich von Kunden eigens bestellt werden mussten, mittlerweile die Laufkundschaft weg. Sie operieren, als wären sie Taxis. Zum anderen gibt es immer mehr von ihnen. Ursprünglich galt ein Schlüssel von einer VTC-Lizenz pro 30 Taxis. 2009 wurde dies aufgehoben und erst 2018 wieder in Kraft gesetzt. Das Ergebnis: Mittlerweile gibt es in ganz Spanien rund 66.000 Taxis und 13.000 VTCs. In Madrid kommen auf knapp 16.000 Taxis sogar fast 6600 VTCs. Während die Taxiunternehmen in Spanien Steuern zahlen, ist die europäische Filiale von Uber zu günstigen Bedingungen in Holland angemeldet, der einzige Teilhaber, der spanische Cabify, gar in Delaware, einem Steuerparadies in den USA.

Die Madrider Taxler schauen unterdessen nach Barcelona, wo auch gestreikt wurde. Dort lenkte die katalanische Regionalregierung aber ein. Sie wird ein Gesetz erlassen, nach dem die Kunden ein VTC eine Stunde im Voraus bestellen müssen. Bei einer knappen Abstimmung nahm die Vollversammlung der Taxifahrer in Barcelona diesen Kompromiss an. Uber und Cabify drohen jetzt damit, Barcelona zu verlassen. Am Montag protestierten in der Stadt die VTC-Fahrer.

In der Region Madrid regiert die konservativen Partido Popular mit Unterstützung der rechtsliberalen Ciudadanos. Beide wollen von einem Gesetz wie in Katalonien nichts wissen. "Ich bin nicht bereit, eine ganze Branche zu vertreiben", erklärt der Chef der Regionalregierung, Ángel Garrido. Die Taxler wollen weiter auf die Straße gehen. Am Freitag traten sogar sieben von ihnen in einen unbefristeten Hungerstreik. (Reiner Wandler aus Madrid, 29.1.2019)