Weil es nun mal mehr als "Sie" oder "Er" gibt, behelfen sich Schreiber*innen des Gendersternchens.

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Berlin – Der Begriff "Gendersternchen" ist in Deutschland zum Anglizismus des Jahres 2018 gekürt worden. Gemeint ist damit das Schriftzeichen * zwischen Wortstamm und weiblicher Nachsilbe "in", also etwa bei "Lehrer*innen".

Der Stern soll es ermöglichen, alle Geschlechter zugleich anzusprechen. Überzeugt habe die Jury neben der sprunghaften Verbreitung im öffentlichen Sprachgebrauch die zentrale Bedeutung, die das Zeichen und das Wort dafür in der Auseinandersetzung "mit dem schwierigen und heftig umstrittenen Thema der sprachlichen Gleichbehandlung aller Geschlechter eingenommen hat", sagte der Juryvorsitzende Anatol Stefanowitsch am Dienstag. Der Sprachwissenschafter von der Freien Universität Berlin publiziert regelmäßig zum Thema Geschlecht und Sprache.

"Gender" würdigen

Die Jury betonte, dass das Wort Gendersternchen auch zeige, wie schnell das Deutsche aus dem Englischen entlehntes Wortgut produktiv zur Bildung neuer Wörter nutze. Aus dem sogenannten Scheinanglizismus "Gender Star" sei innerhalb weniger Jahre "Gendersternchen" geworden.

Die Jury will mit ihrer Wahl auch ausdrücklich die Rolle des Wortstamms "Gender" und speziell des daraus abgeleiteten Verbs "gendern" würdigen. "Der Wortstamm Gender bezeichnet eine Perspektive auf Geschlecht als kulturell hergestellter und damit veränderbarer Kategorie und ergänzt so das Wort Geschlecht, das eher eine biologische Perspektive einnimmt."

Das Verb "gendern" finde sich seit der Jahrtausendwende in der fachsprachlichen Bedeutung: "Die Gleichstellung von Mann und Frau verwirklichen". In diesem Sinne "gegendert" werden können Texte, aber auch Institutionen oder Gesellschaftsbereiche.

Das Sternchen ist da

Im Sprachgebrauch bedeutet es "in einem Text typische Formen der geschlechtergerechten Sprache verwenden" – also zum Beispiel das Gendersternchen. Beide Bedeutungen sind sehr deutsch, wie die Jury betont. Das "Gendern" von Institutionen wird im Englischen als "to mainstream gender" bezeichnet, das von Texten als "to make gender inclusive". Das *-Zeichen heißt in der Typografen-Fachsprache übrigens Asterisk – das Wort heißt im Altgriechischen "Sternchen" und soll auch Pate für den Namen der Comicfigur Asterix gestanden sein.

"Ob man diesen mag oder nicht, ob man die Absichten dahinter gutheißt oder ablehnt – das Sternchen ist da und wird so schnell nicht verschwinden", heißt es in der Laudatio von Stefanowitsch, "und um darüber zu streiten, braucht die Sprachgemeinschaft ein Wort. Ob das Gendersternchen eine Bereicherung für die deutsche Sprache ist, bleibt abzuwarten – das Wort Gendersternchen ist es auf jeden Fall." (APA, dpa, red, 29.1.2019)