Ein bisschen fühlte man sich zu Beginn der "ZiB 2" am Montag an "Dingsda" erinnert, jene Sendung, in der Kinder im ORF Dinge beschrieben, ohne sie beim Namen zu nennen. "Es ist relativ lange. Bis zu mehrere Dutzend Seiten. Da steht unheimlich viel drinnen. Weil uns sind Inhalte ja auch wahnsinnig wichtig." So beschrieb Neos-EU-Spitzenkandidatin Claudia Gamon ihr Wahlprogramm, nachdem Armin Wolf angemerkt hatte, dass es scheinbar "geheim" sei.

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Wolf half dann nach und verriet den Zusehern konkrete Punkte aus dem, wie er präzisierte, genau 40-seitigen Programm, angeblich dem längsten der Neos bisher überhaupt. Und da ahnte man bald, warum Gamon, die die Sendung mit einem konstanten Lächeln durchhielt, nicht so gerne vom Programm erzählt. "Sie haben überhaupt Mut zu möglicherweise eher unpopulären Forderungen", umschrieb es Wolf euphemistisch.

Eigene EU-Steuern etwa dürften wirklich nicht der Renner beim Wahlvolk sein. Gamon startete den Versuch einer Rechtfertigung: "Es geht um die Vision, die Vereinigten Staaten von Europa mit Leben zu erfüllen ..." – nach innen und außen, um den "europäischen Lebensstil". Denn draußen, da seien Putin, China und Trump, so Gamon.

Wirklich ins Rutschen geriet Gamon, als Wolf ihre Meinung zur immerwährenden Neutralität Österreichs erfragen wollte – fordern die Neos doch eine EU-Armee. Hält Gamon die Neutralität wie Parteichefin Beate Meinl-Reisinger für völlig überholt? Der Studiogast wich der Frage vehement aus, gab dann aber auf: "Okay, mach ma’s kurz: Ja." Dem Ziel der Partei, über die 8,1 Prozent der letzten EU-Wahl zu kommen, war der Auftritt wohl nicht förderlich. (Colette M. Schmidt, 29.1.2019)