In einem Auto unterwegs, das nur noch mit Kaugummi zusammengehalten wird: Roland Penzinger und Robert Blöchl (v. li.) nimmt man jeden einzelnen Schmäh ohne zu zögern ab.

Foto: Matthias Ketz

Sinnsuchende Sätze wie "Warum heißt das eigentlich Fruchtwasser? Siehst du hier irgendwo Obst?", das ist der Humor von Blözinger. Oder ein Handy mit Wählscheibe. Oder eine zeltgroße Unterhose der jüngst Verflossenen: "Ich dachte, Dessous wären was Kleines ...", zerreißt es den einen fast vor zurückgehaltenem Lachen. "Es war ihr eh zu eng", trauert der andere aufrichtig der Gemeinten hinterher. Der Mann, das starke Geschlecht? Ist passé. Hier ist er leicht doof.

Dumm mag hin und wieder lustig sein, zu sehr darauf verlassen sollte sich ein Humorarbeiter aber nicht. Gescheit lacht à la longue besser. Das zeigen Blözinger. Die Witze von Robert Blöchl und Roland Penzinger sind mitunter ziemlich flach, doch mit "blöd" hat das Duo, obwohl sein Name danach klingt, wenig gemein.

Die Bezeichnung ist aus den Nachnamen der beiden zusammengesetzt. Seit 2004 machen sie Kabarett respektive dessen gemütlichere, verspieltere Schwester Kleinkunst. Vorzügliche Betrachtungen heißt das achte Programm des Humorgespanns. Es bietet zwei Stunden lang Wortwitz und Grimassierkunst auf Hochtouren. Blöchl und Penzinger schaffen abstrus kuriose und unschuldige schwarzhumorige Situationen. Richie zum Beispiel weiß nicht, ob Jahreszeiten sich auf eine Beziehung auswirken, während Kurti in elf Jahren Ehe nur einmal mit einer komatös besoffenen Kollegin fremdgeschmust hat. Ist das fremdgehen? "Nein, aber grausig."

Geile Greisin, lachender Yogi

Beim Altersheimausflug wiederum macht sich eine geile Greisin Hoffnungen auf den Herrn mit dem Gehbock. Und die Tante mit Tourette hat einen heilsamen Gefährten im Lachyogaguru Ashanti gefunden. Wenn Blöchl in die Figur schlüpft, quellen seine Augen kugelrund heraus. Wer Mr. Bean mag, lacht auch hier.

In fliegenden Rollenwechseln flicht das Duo zwei Handvoll verschiedene Handlungsstränge ineinander. Der Abend reaktiviert als eine Art Best-of Figuren aus den vorangegangenen. Dass die gebürtigen Linzer selbst bei simpelsten Scherzen liebenswert bleiben, gehört zur Raffinesse ihrer Unternehmung. Das hat einen Grund.

Scherz ins Blaue

Ohne Requisiten liefert das Duo von verstellten Stimmen bis zu selbstgemachten Geräuscheffekten handwerklich allerfeinste Arbeit. Kein Wunder, dass Blözinger inzwischen auch beim Nachbarn wohlwollend wahrgenommen werden. Am 10. März erhalten sie den Deutschen Kleinkunstpreis. 2017 gewannen sie den Österreichischen Kabarettpreis für ihr Programm Bis morgen.

Die große Politik bleibt auch diesmal außen vor. Nur einen Scherz feuern Blözinger ins Blaue hinein: Sich im Wald verirrt habend, stoßen die beiden nach der Knusperhexe auch auf zwei Zwerge. Bald sind der Worte nicht mehr genug, und Fußtritte werden gewechselt. "Wir mögen keine Fremden bei uns", sagen die winzigen Waldbewohner. Blözinger identifizieren das als "Kickl-Sydrom". (Michael Wurmitzer, 29.1.2019)