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Joaquin 'El Chapo' Guzman (Mitte) wird von Beamten aus einem FLugzeug eskortiert.

Foto: AP

New York – Fast drei Monate lang hat die Staatsanwaltschaft im Prozess gegen den mexikanischen Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman mehr als 50 Zeugen befragt. Am Dienstag begannen nun dessen Anwälte im New Yorker Gerichtssaal mit ihren Zeugenbefragungen – und waren nach einer halben Stunde bereits fertig.

Als einzigen Zeugen rief die Verteidigung den FBI-Beamten Paul Roberts auf, der im Februar 2017 einen von Guzmans Kokainlieferanten verhört hatte. Der in den USA inhaftierte Kolumbianer Jorge Cifuentes sagte damals gegen seinen früheren Boss aus. Guzmans Verteidiger versuchten am Dienstag die Glaubwürdigkeit des Drogenhändlers in Zweifel zu ziehen – mithilfe von Roberts, der sich während des Verhörs Notizen gemacht hatte.

FBI-Beamter wirkte nervös

Die Anwälte argumentierten, Teile von Cifuentes' Aussage basierten nicht auf dessen eigenen Erinnerungen, sondern auf Ermittlungsakten der US-Regierung, die ihm von einem korrupten US-Marineoffizier zugespielt worden seien. In ihrem Kreuzverhör widersprachen die Staatsanwälte. Roberts, dem Übersetzer oder Cifuentes selbst sei ein Fehler unterlaufen, bei dem angeblichen US-Marineoffizier habe es sich in Wirklichkeit um einen Kolumbianer gehandelt.

Der FBI-Beamte wirkte nervös, als Zeuge für "El Chapo" auszusagen, seine Stimme zitterte leicht. Guzmans Anwalt Jeffrey Lichtman ging seinen eigenen Zeugen hart an – fast wie in einem Kreuzverhör. Richter Brian Cogan sah sich gezwungen, Lichtman daran zu erinnern, dass Roberts Zeuge der Verteidigung sei.

Guzman muss sich in New York unter anderem wegen Drogenschmuggels, Waffenhandels und Geldwäsche verantworten und mit einer lebenslangen Gefängnisstrafe rechnen. Auf Anraten seiner Anwälte wird der einstige Chef des mexikanischen Sinaloa-Kartells selbst nicht aussagen. Die Schlussplädoyers sollten am Mittwoch beginnen. Die Geschworenen könnten dann gegen Ende der Woche mit ihren Beratungen beginnen. (APA/AFP, 30.1.2019)