Die Masern sind eine schwere Erkrankung, an der in der Menschheitsgeschichte schon viele gestorben sind. In den 1960er-Jahren kam ein Impfstoff auf den Markt – erstmals gab es ein Mittel gegen die Viren. Das ist eigentlich eine extrem gute Nachricht. Paradoxerweise ist die Schattenseite dieses Fortschritts, dass heute kaum noch jemand einen Masernpatienten selbst gesehen hat.

Für viele ist dieses Nicht-mehr-Sehen der Grund für die Entscheidung gegen die Impfung. Der Masernausbruch in Graz ist ein sichtbares Zeichen dafür. Als ob allein das eigene Erleben ausschlaggebend wäre! Die Argumente der Impfgegner, früher hätten die Menschen die Masern ja auch überlebt, sie seien eine "natürliche" Sache, um "wirklich immun" zu werden, sind einer zutiefst verantwortungslosen, egozentrischen Weltsicht geschuldet. Sie wird durch die Anti-Impf-Lobby und ihre Fehlinformationen im Internet genährt. Die möglichen Nebenwirkungen stehen statistisch in keinem Vergleich zu den Folgen einer Epidemie.

Wer Impfen ablehnt, ist gegen die Gesellschaft und die Menschen, die da gemeinsam leben. Impfgegner erhalten oft Unterstützung aus dem rechtspopulistischen Spektrum: Impfen ist Establishment, Nichtimpfen Opposition.

Wenn Politiker Verantwortung für die Gesundheit der Mehrheit übernehmen, dann müssten sie sich für eine Impfpflicht einsetzen – allen grundrechtlichen Bedenken zum Trotz. Es wäre traurig, wenn erst ein Baby sterben müsste. (Karin Pollack, 30.1.2019)