Benny Gantz und Moshe "Bogie" Yaalon treten gemeinsam gegen Netanjahu an.

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Israels Ex-General Benny Gantz macht Ernst: "Ich danke Premierminister Benjamin Netanjahu für seinen Dienst in den vergangenen zehn Jahren. Ab hier übernehmen wir", sagte er bei seinem ersten großen Wahlkampfauftritt am Dienstagabend in Tel Aviv. "Am 9. April werde ich eine nationale Regierung errichten. Eine starke Regierung. Eine Regierung, die verantwortungsvoll, energisch und bestimmt agiert."

Damit steht offiziell fest: Gantz, der im Dezember die Partei "Widerstandskraft für Israel" gründete, hat ernsthafte Ambitionen, Netanjahu vom Thron zu stoßen und selbst Regierungschef zu werden. Und das nicht allein: Mit im Team ist seit Dienstag auch Moshe "Bogie" Yaalon, ebenfalls ehemaliger Generalstabschef und bis 2016 Verteidigungsminister. Auch er hatte vor kurzem seine eigene Partei gegründet, Telem.

Gute Umfragewerte

Benny und Bogie gegen Bibi – zwei Ex-Generäle gegen Mr. Security: Für Benjamin Netanjahu, der sich stets als Israels Sicherheitsgarant inszeniert, könnten die beiden gefährlich werden. Schon vor dem Zusammenschluss sahen die Umfragen Gantz' Partei als zweitstärkste Kraft hinter Netanjahus Likud-Partei. Nun bekommt Netanjahu Konkurrenz mit Sicherheitsexpertise im Doppelpack.

In Israel, einem Land, das von feindlich gesinnten Staaten umgeben ist und in dem der Militärdienst für Männer und Frauen Pflicht ist, sind militärische Karrieren ein zentraler Pluspunkt für viele Wähler. Auch die ehemaligen Premierminister Yitzhak Rabin und Ehud Barak waren zuvor Generalstabschefs.

Gantz sprach am Dienstag zwar auch innenpolitische Spannungen an, die hohen Lebenshaltungskosten und Mieten. Er wolle das Land gesellschaftlich wieder zusammenführen. Doch er weiß um die Macht seiner Vergangenheit und gibt nun den erfahrenen Sicherheitsmann: "38 Jahre lang war ich Soldat, Kämpfer, Kommandant. Ich habe mutige Entscheidungen getroffen", sagte er am Dienstag. Er wandte sich auch direkt an den iranischen Präsidenten Hassan Rohani und drohte, dessen Pläne im Norden, Süden und anderswo im Nahen Osten zu vereiteln.

Gantz im Gaza-Krieg

Dass Gantz in dieser Rolle punkten will, belegten bereits seine ersten Wahlkampfvideos, die er vor einigen Tagen veröffentlichte: Eines davon zeigt Aufnahmen in Grautönen von ausgebombten Stadtteilen in Gaza im Jahr 2014 – kurz nach dem letzten Gazakrieg, den die Armee unter Gantz' Kommando führte. Schlag um Schlag habe die Hamas einstecken müssen, heißt es in dem eingeblendeten Text, und: "6.231 Ziele zerstört, 1.304 Terroristen getötet, dreieinhalb Jahre Ruhe."

Gantz prahlt mit Kriegserfolgen – stellt aber auch klar: "Unter meiner Führung wird die Regierung nach Frieden streben und keine Chance auslassen, einen regionalen Wandel herbeizuführen." Wie der mit Yaalon aussehen kann, bleibt allerdings noch ungewiss: Der ehemalige Verteidigungsminister schließt eine Zweistaatenlösung aus. (Lissy Kaufmann aus Tel Aviv, 30.1.2019)