Bis vor kurzem orderbar: CBD-Produkte vom FPÖ-Apotheker.

Foto: screenshot helios apotheke

Mehr als 5.700 Apothekerinnen und Apotheker arbeiten in Österreich – kaum einer ist wohl so gut informiert über die aktuelle Gesetzeslage wie Gerhard Kaniak. Der 39-Jährige ist Inhaber der Helios-Apotheke im oberösterreichischen Laakirchen – und Nationalratsabgeordneter der FPÖ.

Deswegen müsste der Politiker eigentlich mitbekommen haben, dass sich im Dezember des Vorjahres einiges geändert hat für Apotheken, die auch CBD-Produkte vertreiben. CBD ist ein Wirkstoff, der sich in Hanfpflanzen findet und dem eine beruhigende Wirkung zugeschrieben wird.

Erlass der Gesundheitsministerin

Im Vorjahr kam es zu einem regelrechten Boom an allerlei Mitteln mit dem Stoff: Blüten, CBD-Öl, Tees, Honig mit CBD-Zusatz. Sogar die Kaffeehauskette Aida sprang auf den Zug auf und bot für kurze Zeit einen Brownie mit CBD-Öl an.

Auch etliche Apotheken stiegen in das legale Geschäft mit dem Cannabis ein. Bis es nicht mehr legal war: In einem umstrittenen Erlass erklärte Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ), dass CBD-haltige Lebensmittel unter die "Novel-Food-Verordnung" der EU fielen und daher "nicht in Verkehr gebracht werden" dürfen. Gleiches gilt für Kosmetika mit dem Wirkstoff. Rauchbare Hanfblüten dürfen nicht online und nur mit Warnhinweis verkauft werden.

Rasche Aktualisierung

Der Erlass, mit dem die Bundesregierung ihre Interpretation des EU-Rechts erklärte, erging schon im Oktober, im Dezember erinnerte Hartinger-Klein nochmals daran – gültig war er damit spätestens seit Herbst. Dennoch fanden sich in Kaniaks Onlineshop am Mittwochvormittag noch etliche CBD-Produkte: Öle in verschiedenen Konzentrationen, Blüten für Teeaufgüsse, Honig mit CBD-Zusatz (laut Website "einfach lecker"), Cremen und Vaginalzäpfchen.

Darauf angesprochen erklärt der Abgeordnete, dass die Produkte "mit 1. Februar aus dem Artikelstamm verschwinden" – offenbar sei "dies bei der letzten Aktualisierung übersehen" worden. "Tatsächlich erhältlich sind diese in meiner Apotheke allerdings auch jetzt schon nicht mehr, weder online noch in der Apotheke, auch wenn sie eventuell noch in der Artikelübersicht aufscheinen", schreibt Kaniak.

Probebestellung ohne Erfolg

Tatsächlich verschwanden sämtliche CBD-Produkte schon früher aus Kaniaks Onlineshop, nämlich bereits am Mittwoch – kurz nachdem DER STANDARD bei dem Pharmazeuten nachgefragt hatte. Und auch eine Probebestellung der Redaktion ging ins Leere: Der georderte Bio-CBD-Tee könne nicht geliefert werden, weil der Artikel nicht verfügbar sei, teilt der Shop per E-Mail mit. (Sebastian Fellner, 31.1.2019)