Franz-Josef Rehrl ist bereit, im Sport zu nehmen, "was kommt".

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Franz-Josef Rehrl ist leicht – mit rund 64 Kilogramm auf 1,75 Meter Körpergröße tatsächlich und auch im übertragenen Sinn. Denn Franz-Josef Rehrl aus Ramsau hat mit seinen 25 Jahren als nordischer Kombinierer "schon mehr erreicht, als ich mir in meinem Leben erwartet hätte". Fünfmal stand er nach Einzelbewerben im Weltcup bisher auf dem Podest – zuletzt beim sogenannten Nordic Triple in Chaux-Neuve am 18. und 19. Jänner gar zweimal ganz oben.

Die Premierensiege im französischen Jura trugen wesentlich zur Leichtigkeit des Franz-Josef Rehrl bei. Der Steirer und dessen Salzburger Zimmerkollege und Spezi Mario Seidl (26), der den dritten Bewerb in Chaux-Neuve gewann, geben das dynamische Duo der österreichischen Kombination, die auf eine große Vergangenheit (Klaus Sulzenbacher! Felix Gottwald! Mario Stecher!) zurückblickt und offenbar eine große Zukunft vor sich hat. Jedenfalls hat sie die Heim-WM in Seefeld (ab 20. Februar) vor sich. Rehrls Leichtigkeit tut der Event, für den er selbst nicht geringe Erwartungen geschürt hat, keinen Abbruch: "Ich habe keinen Druck. Was kommt, das nehme ich."

Früh abgebrüht

Rehrl ist deshalb aber weder Ehrgeizlosigkeit noch Selbstbetrug vorzuwerfen. Sein Werdegang hat den Stams-Absolventen vielmehr gesunden Realismus gelehrt. Im Frühjahr 2014 schien seine Karriere wegen überschaubarer Erfolge nämlich schon beendet. "Ich bin da in den B-Kader abgerutscht und aus dem Bundesheer rausgefallen." Aufgefangen hat ihn die elterliche Flugschule namens Aufwind, die das Gleitschirmfliegen lehrt. Bereits mit elf Jahren hatte das jüngste der drei Kinder von Anna und Franz Rehrl erste Höhenflüge über Castelluccio in Umbrien absolviert. Den Knick in der Sportkarriere nutzte Franz-Josef Rehrl für die Ausbildung im Tandemfliegen und zum Fluglehrerassistent. Eine noch bessere Rückfallposition bietet ihm aktuell das Avancement zum Polizeisportler. Er hat im Herbst mit der Ausbildung begonnen. "Das gibt zusätzliche Leichtigkeit, weil ich im Fall des Falles eine gute Herausforderung habe."

Bis auf "typische Läuferknie", also überlastungsbedingte Entzündungen, blieb Rehrl allerdings bisher von Verletzungen verschont.

Fliegergeneration

Womit er aktuell vollumfänglich von einem gewissen Paradigmenwechsel in der Kombination profitieren kann. Eine kleine Gruppe exzellenter Skispringer, zu der eben auch Rehrl und Seidl zählen, ist drauf und dran, die in den vergangenen Jahren eher dominierenden Langläufer in den Spitzenpositionen abzulösen. Allen voran der Norweger Jarl Magnus Riiber schraubt das Niveau in den Kombinationsspringen auf selten gesehene Weiten. Die besseren Läufer haben damit gleich ein doppeltes Handicap zu tragen. Einerseits wird der Anlauf in den Springen mit Rücksicht auf die Flieger geringer. Andererseits haben sie in der Loipe immer größere Rückstände zu kompensieren – gegen Athleten, die von ihren Sprungleistungen beflügelt auch im Langlaufen aufholen.

Eine Führung nach dem Springen, wie im olympischen Normalschanzenbewerb zu Pyeongchang (die dann zu Rang 13 reichte), ist Rehrl heute nicht mehr einfach zu nehmen, "auch wenn es Laufbestzeiten von mir nie geben wird".

Von den in den vergangenen Jahren fast nach Belieben dominierenden Deutschen feierte in dieser Saison nur der im Weltcup hinter Riiber zweitplatzierte Doppelolympiasieger Johannes Rydzek einen Tagessieg. Am Wochenende und daheim in Klingenthal könnten den Deutschen nach den Springen wieder die entscheidenden Sekunden fehlen, um die Flieger wie Rehrl mit Leichtigkeit einzufangen. (Sigi Lützow, 30.1.2019)