Karfreitag als Feiertag für alle – daraus wird wohl eher nichts werden.

Foto: APA

Wien/Eisenstadt – Die Arbeiterkammer bringt sich erneut in die Debatte über den Karfreitag ein. Nachdem der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker jüngst davon gesprochen hatte, dass elf Varianten für eine Umsetzung des EuGH-Urteils auf dem Tisch lägen, erklärte die Arbeiterkammer erneut, dass sie nichts von einem Abtausch gegen einen anderen Feiertag halte.

"Der Ostermontag und der Pfingstmontag sind mehr wert", sagte AK-Sozialexperte Christoph Klein mit Verweis auf den nach wie vor weitverbreiteten Freitag-Frühschluss. Die Wirtschaftskammer (WKO) hofft dagegen nach wie vor auf diese Variante und meint, dass der Abtausch Montag gegen Freitag wenig Unterschied mache.

Einig sind sich die Sozialexperten der beiden Interessenvertretungen in einer Frage aber schon: Ohne Gesetzesänderung hätten alle Arbeitnehmer am nächsten Karfreitag – also dem 19. April – Anspruch auf einen Feiertag. Nachdem der Europäische Gerichtshof den Karfreitag als exklusiv protestantischen Feiertag gekippt hat, hat die Arbeiterkammer daher ein Musterschreiben aufgelegt, mit dem Mitarbeiter ankündigen können, den zusätzlichen freien Tag nutzen zu wollen.

WKO hofft auf Anpassung der Rechtslage

Wirtschaftskammer-Experte Rolf Gleißner hofft dagegen, dass die Rechtslage vorher angepasst und ein zusätzlicher Feiertag vermieden wird. "Wenn das nicht passiert, dann gilt das Arbeitsruhegesetz mit der Maßgabe, die der EuGH gegeben hat: dass Unternehmen das Risiko tragen und Arbeitnehmern, die das wollen, diesen Feiertag gewähren müssen", sagte Gleißner der APA. Er plädiert für einen Feiertagstausch: Der Karfreitag soll für alle Arbeitnehmer frei sein, dafür an einem anderen Feiertag gearbeitet werden. Die Wirtschaftskammer hätte dabei eine Präferenz für den Ostermontag, wobei auch der Pfingstmontag und der Stephanitag infrage kämen.

Das Argument der Arbeiterkammer, dass der Abtausch für Arbeitnehmer wenig attraktiv wäre, weil freitags häufig ohnehin kürzer gearbeitet werde, weist Gleißner zurück. Zwar werde vereinzelt am Freitag nur sechs Stunden gearbeitet, insgesamt aber gebe es keinen großen Unterschied. "Für den Großteil spielt das keine Rolle."

Regierung will nicht mit Arbeitnehmervertretern reden

AK-Sozialexperte Klein hält einen solchen Tausch dagegen für "schwer möglich", eben weil viele Arbeitnehmer am Freitag früh Schluss hätten und ein Montag daher mehr wert sei. Er pocht darauf, den Karfreitag als Feiertag für alle Arbeitnehmer zu belassen. Außerdem kritisiert er, dass es darüber bisher keine offiziellen Gespräche der Regierung mit der Arbeiterkammer gegeben habe. Auch vom ÖGB heißt es, dass man sich mit dem Büro von Kultusminister Gernot Blümel (ÖVP) nur informell über die rechtlichen Möglichkeiten ausgetauscht habe: "Verhandlungen mit dem Ziel, eine gemeinsame Lösung zu finden, waren seitens des Kabinetts nicht gewünscht."

Ob es zur Feiertagsregelung noch Sozialpartnergespräche auf politischer Ebene geben wird, wollte man in Blümels Büro nicht sagen: "Es finden laufend Gespräche mit allen Beteiligten statt." Der evangelisch-lutherische Bischof Bünker hatte jüngst Sympathie für die Variante mit einem zusätzlichen Urlaubstag für alle gezeigt – je nach Religion und auch für Menschen ohne Bekenntnis. Das sei eine Lösung ohne Diskriminierung und im Sinn der Religionsvielfalt. (APA, red, 31.1.2019)